Investigativer Journalismus
Zuschussgeschäft?
Investigativjournalist Oliver Schröm, der die CumEx-Affäre aufdeckte, zweifelt den wirtschaftlichen Nutzen von Investigativredaktionen für die jeweiligen Medienhäuser an. Stimmt das?
Über die CumEx-Affäre und wie er sie aufdeckte, hat Oliver Schröm jetzt ein Buch geschrieben: "Die CumEx-Files. Der Raubzug der Banker, Anwälte und Superreichen und wie ich ihnen auf die Spur kam." Der Untertitel besagt, dass es sich um mehr handelt als um die Langversion bereits erschienener Berichte. Zum einen erklärt er, was sich hinter dem Kürzel CumEx verbirgt und warum es die Steuerzahler Milliarden kostete, zum anderen ist das Buch auch ein "Making of". Die Lektüre verspricht spannend zu werden.
Über das Buch, seine Arbeit und den Investigativjournalismus hat Schröm dem Mediendienst Meedia ein ausführliches Interview gegeben. Darin sagt er : "Investigativer Journalismus ist teuer und zahlt sich wirtschaftlich wohl nicht aus." Als Beispiel führt er die Süddeutsche Zeitung an, die für die Enthüllungen ihrer Investigativredaktion weltweit gerühmt wurde und trotzdem Personal abbauen musste.
Auf den ersten Blick mag das stimmen. Nicht spektakuläre Enthüllungen sind es, die die Zeitungsverkäufe oder -abonnements in die Höhe treiben. Die Kaufleute in den Verlagen könnten jetzt sagen: Weg damit, das können wir uns sparen. Damit würde der journalistische Ausverkauf fortgesetzt, der seit Jahrzehnten in den Zeitungsredaktionen Alltag ist. Mit dramatischen Folgen: Die Lokalberichterstattung wurde eingedampft und wird mancherorts von einer Zentralredaktion erledigt, deren Mitarbeiter keine Zeit mehr haben, um vor Ort mit den Leuten zu sprechen. Der Auflagenrückgang wird überwiegend auf die journalistischen Einbußen im Lokalen zurückgeführt.
Medien wie der Süddeutschen oder Ippen könnte das gleiche Schicksal drohen, wenn sie den Investigativen den Hahn zudehen würden. Das möge jeder Verleger bedenken.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner