Klimakrise
Zurück in den Medien
Der Spiegel widmete ein ganzes Heft der Klimakrise. Und auch in allen anderen Medien wird häufiger als in den letzten Corona-Monaten über Ökologie, Wetterchaos und Erderwärmung berichtet. Zuletzt war die Kritik von Klimaaktivisten am Journalismus massiv.
"Der Beschluss beschleunigt die ökologische Zerstörung. Dies war möglich dank zahlloser Lobbyisten, Nachrichtenredakteuren & Medienunternehmen, die es verpasst haben, ihren Job zu tun - nämlich die Bevölkerung über die Folgen der Beschlüsse aufzuklären.” Das twitterte Fridays for Futue-Aktivistin Luisa Neubauer am vergangenen Freitag, nachdem in Brüssel über die künftige Agrarpolitik debattiert worden war. Ihr Tweet war die Begleitmusik zu einem unbeholfenen Fernseh-O-Ton von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die wenig überzeugend versuchte, den Agrarbeschluss zu einem Sieg des Naturschutzes umzudeuten. Neubauer bekam in Windeseile eine Flut von Likes. Ein Journalist übte Selbstkritik: "Statt "Medienbashing" zu beklagen, sollten wir Journalist*innen darüber nachdenken, ob die Kritik von @Luisamneubauer nicht doch berechtigt ist. Irgendwo irgendwann berichtet zu haben, ist nicht wirklich wahrnehmbar, analytisch, nachhaltig. Da geht mehr und das viel weiter vorn."
An der Kritik ist etwas dran, auch wenn Medienbashing bei Journalisten nie gut ankommt. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen hat über Monate hinweg die Berichterstattung dominiert, aus gutem Grund. Daneben konnte aus dem Blick geraten, dass es nicht nur die eine existenzielle Bedrohung durch ein Virus gibt, sondern auch noch die sich stetig verschlimmernde Klimakrise. Sicher: Über Proteste etwa im Hambacher Forst wurde berichtet, über Gluthitze im Sommer, Feuersbrünste in Kalifornien und Brasilien. Dennoch fehlte den Klimaaktivisten die Hervorhebung dieser Ereignisse im Kontext mit der Erderwärmung und den mittel- und langfristigen Folgen für die Menschheit.
Das ändert sich allmählich in den Medien. Der "journalist" hat seine Septemberausgabe ganz dem Thema Ökologie gewidmet, und jetzt zog der Spiegel mit einem Themenheft nach: "Klimakrise - Aufbruch nach Utopia" prangt es auf der Titelseite. Es ist zu erwarten, dass es dabei nicht bleibt. Angemessen wäre eine stärkere Berücksichtigung von Klima und Ökologie in den Medien allemal.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner