Europaleague-Finale
Zu Gast bei Autokraten
Skyline von Baku. Foto: David Davidson / CC BY 2.0
Beim heutigen Europaleague-Finale fehlt ein Spieler, weil er sich in Aserbaidschan nicht sicher fühlt. Das autokratisch geführte Land darf dennoch auf großer Bühne glänzen.
Ob der Armenier Henrich Mchitarjan bei der Partie seines Clubs Arsenal London gegen Chelsea London im Stadion von Baku tatsächlich in Gefahr gewesen wäre, sei einmal dahin gestellt. Der wochenlange Streit um mögliche Sicherheitsgarantien vor dem Hintergrund des Berg-Karabach-Konflikst lenkte aber zumindest die Aufmerksameit auf die hochproblematische Vergabe des Austragungsorts durch den europäischen Fußballverband Uefa.Aserbaidschan wird vom Alijew-Clan mit harter Hand geführt. Es gibt Foltervorwürfe von Human Rights Watch und Reporter ohne Grenzen stufen die Einschränkung der Pressefreiheit in dem Land als sehr ernst ein - macht Platz 166 von 180 im Pressefreiheits-Ranking. All das wird naturgemäß nicht Thema der Spielübertragung bei RTL und DAZN sein, ebensowenig bei den Sendern in anderen Ländern. Vielmehr wird sich Aserbaidschan einmal mehr als ganz normaler, moderner Staat präsentieren dürfen - Kameraflüge über die Feuerwerk-beleuchtete Skyline von Baku inklusive. Dass der staatliche Ölkonzern SOCAR seinen Sponsorvetrag mit der Uefa bis 2022 verlängert hat, ist in diesem Zusammenhang sicherlich Zufall. Schon bei den vergangenen sportlichen Großereignissen in Russland, China und den Emiraten haben wir Medienschaffenden keine gute Lösung gefunden, wie man das Dilemma der Sportberichterstattung aus Ländern löst, die damit ihr Image als Unrechtsstaaten aufpolieren wollen. Nächste Gelegenheit: Die WM in Katar und die Olympischen Winterspiele in China.Ein Kommentar von Sebastian Huld.