Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

Journalistenstreik

Zeit zum Träumen

28.03.2023

taz-Redakteurin Shoko Bethke hat ein interessantes Gedankenspiel aufgeschrieben: Was wäre, wenn alle Journalistinnen und Journalisten drei Tage am Stück streiken würden? Ja, was wäre dann wohl?

Shoko Bethke hat die Situation vieler Journalisten richtig beschrieben: unterbezahlt und frustriert. Letzteres nicht nur wegen des geringen Einkommens, sondern auch weil ihnen nicht die Wertschätzung entgegengebracht wird, die sie sich erhoffen. Und gerade die Freien haben immer größere Probleme, ihre laufenden Kosten aus journalistischem Einkommen zu bestreiten. Das Frustpotential ist also hoch, warum nicht mal drei Tage lang die Arbeit niederlegen? Damit der Journalistenstreik wirksam ist, müssten natürlich alle mitmachen: von den Zeitungsjournalisten bis zum Rundfunk. Die Folgen: "Gerüchte und gezielte Falschinformationen kursieren und lösen Angst aus. Warum fährt die Bahn nicht? Ist es Streik? Stromknappheit? Ein Unfall? Oder gar ein terroristischer Angriff?" Und weiter schreibt sie: "Nach drei Tagen Leere warten Menschen, die nicht pseudojournalistischen Seiten aufgesessen sind, gierig vor dem Fernseher auf Nachrichten, plündern Zeitungsständer und treiben die Klickzahlen auf Nachrichtenseiten in Rekordhöhen."
Schön wär's, will man als gestandener Gewerkschafter ausrufen. Wenn es wirklich gelänge, alle Kolleginnen und Kollegen drei Tage lang zum Nichtstun zu verpflichten, ließe sich bei den Medienarbeitgebern verdammt viel erreichen. Zum Beispiel höhere Honorare für alle Freien, die auch von allen Medienunternehmen gezahlt werden. Oder die Einbeziehung der Onlinejournalisten in die geltenden Tarifverträge. Oder mehr Planstellen in Lokalredaktionen, die selbstverständlich allesamt nach Tarif bezahlt werden.
Manche Träume sind so schön, dass man gar nicht aufwachen will. Warum das ein Traum bleiben muss? Weil jeder Journalistenstreik bisher gezeigt hat, dass es vel zu viele Streikbrecher gibt. Weil so viele Medienunternehmen nicht mehr an Tarifverträge gebunden sind, dass Arbeitskämpfe immer schwieriger zu führen sind. Und weil in den Printredaktionen zu viel Stehsatz in den Computern liegt.
Was bleibt da übrig? Gezielte und punktuell geführte Arbeitskämpfe ohne lange Ankündigungen im voraus, wie in den letzten Monaten bei einigen öffentlich-rechtlichen Sendern. Das haben die Zuschauer und Hörer mitbekommen. Und immer dann wird es für die Arbeitgeber unangenehm.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

Tarif Streik DJV-Blog

Weitere Artikel im DJV-Blog

Charlotte Merz
Charlotte Merz

15.05.2024

Die Richterin und das Grundrecht Pressefreiheit

Mit ihrem resoluten Vorgehen gegen einen ZDF-Reporter offenbart Richterin Charlotte Merz ein fragwürdiges Verhältnis zum Grundrecht der Pressefreiheit.

Mehr
STREIK BEIM WDR
STREIK BEIM WDR

07.05.2024

Gier auf Kosten der Freien

Dass Medienunternehmen in Tarifverhandlungen knauserig sind, ist nicht neu. Dass manche von ihnen erst durch Arbeitskämpfe zu besseren Angeboten zu bewegen sind, auch nicht. Dass aber die Honorare der …

Mehr
RAI
RAI

06.05.2024

Legt die Arbeit nieder

Beim italienischen Fernsehsender RAI wird heute gestreikt. Nicht für mehr Geld oder neue Tarifverträge, sondern gegen die Einmischungen der Regierung in die Programminhalte.

Mehr
ITALIEN
ITALIEN

26.04.2024

Hände weg von der RAI

Die Versuche der politischen Einflussnahme durch die Regierung Meloni auf den Rundfunksender RAI nehmen zu. Anfang Mai soll es deshalb einen Streik geben.

Mehr
MEDIENKRITIK
MEDIENKRITIK

25.04.2024

Til Schweiger überzieht

Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es ni …

Mehr
WDR-RUNDFUNKRAT
WDR-RUNDFUNKRAT

24.04.2024

Zeichen gesetzt

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks fordert von dem Sender rechtliche Schritte, wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Politik nicht zügig beschlossen wird.

Mehr
JOURNALISTEN
JOURNALISTEN

22.04.2024

Wir sind kein Klischee

Warum nur geraten Journalisten im Spielfilm so gnadenlos daneben? Weil die Drehbuchschreiber keine Ahnung vom Journalismus haben? Oder weil sich das Klischee besser verkauft als die Wirklichkeit?

Mehr
URLAUBSENTGELT
URLAUBSENTGELT

19.04.2024

Freie, aufgepasst!

Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurt …

Mehr
TARIFKONFLIKT
TARIFKONFLIKT

17.04.2024

Hoch zu Ross

750 Beschäftigte des Westdeutschen Rundfunks hatten gestern die Nase voll und beteiligten sich am Warnstreik der Gewerkschaften. Bestätigt wurden sie von den Verhandlern der Gegenseite.

Mehr
PROSIEBENSAT.1
PROSIEBENSAT.1

16.04.2024

Berlusconi ante portas

Droht der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 von Hauptaktionär Media for Europe übernommen zu werden? Die Medienaufsicht sollte ihren Blick schärfen.

Mehr
FERNSEHNACHRICHTEN
FERNSEHNACHRICHTEN

15.04.2024

Angekündigte Katastrophe

Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen  …

Mehr
SWMH
SWMH

11.04.2024

Tröpfchen-Kommunikation

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, tut sich schwer mit klaren und umfassenden Fakten zum geplanten Stellenabbau bei der SZ.

Mehr
ÜBERGRIFFE
ÜBERGRIFFE

09.04.2024

Nicht mehr so schlimm?

Laut Reporter ohne Grenzen ist die Zahl der Übergriffe auf Journalisten 2023 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Grund zur Entwarnung? Eher nicht.

Mehr
HÖCKE-INTERVIEWS
HÖCKE-INTERVIEWS

08.04.2024

Mit Präzision begegnen

Wie lassen sich Interviews mit Thüringens AfD-Politiker Björn Höcke führen? Sollten sie überhaupt geführt werden? Damit hat sich die Süddeutsche Zeitung in einem lesenswerten Bericht auseinandergesetz …

Mehr
FÖDERL-SCHMID
FÖDERL-SCHMID

05.04.2024

Hexenjagd geht weiter

Die Universität Salzburg bescheinigt der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten". Sie darf ihren Doktortitel behalten. Das sieht …

Mehr
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST

04.04.2024

Nah am Rand

Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentli …

Mehr
KÖLNER STADT-ANZEIGER
KÖLNER STADT-ANZEIGER

03.04.2024

Vermarkter am Ruder

Die Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers soll der digitalen Produktentwicklung unterstellt werden und angeblich redaktionell unabhängig bleiben. Zweifel sind angebracht.

Mehr
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

28.03.2024

Die Leser sind nicht blöd

Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.

Mehr
VOICES FESTIVAL
VOICES FESTIVAL

27.03.2024

Journalismus trifft Medienkompetenz

Nur wenn Qualitätsjournalismus und Medienkompetenz zusammenspielen, kann eine Zukunft gelingen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, fand DJV-Vorstandsmitglied Ute Korinth in Florenz heraus.

Mehr
TELEGRAM
TELEGRAM

26.03.2024

Schluss mit lustig

Ein spanisches Gericht hat den Messengerdienst Telegram in dem Land abgeschaltet. Grund sind Verstöße gegen das Urheberrecht.

Mehr