CDU Mannheim
Wo bleibt die Entschuldigung?
Beim Kreisparteitag der CDU Mannheim wurde eine SWR-Reporterin während ihrer Live-Schalte von einem CDU-Politiker mehrfach unterbrochen und anschließend wüst beschimpft. Die Landespartei rudert zurück - ein bisschen.
Das hat es bei CDU-Parteitagen in der jüngeren Geschichte noch nicht gegeben: Eine Fernsehjournalistin, die während ihrer Live-Schalte mehrfach von einem Politiker unterbrochen wird, weil ihm der kritische Unterton der Reporterin nicht passt. Bei der AfD würde sich niemand darüber wundern, aber ausgerechnet bei der CDU? Bei der Union, die sich gern als deutsche Staatspartei und Hüterin der Grundrechte, also auch der Presse- und Meinungsfreiheit, präsentiert?
Man sollte es nicht für möglich halten, aber genauso ist es passiert. Auf dem Kreisparteitag der Mannheimer CDU am Samstag. Thomas Hornung, CDU-Stadtrat von Mannheim, ging dazwischen, als SWR-Reporterin Natalie Akbari live berichtete. Er beschwerte sich sowohl über den Inhalt von Akbaris Beitrag als auch über den Ort, an dem sie in der Halle ihren Aufsager machte. Letzteres ließ sich schnell entkräften, denn den Ort hatte ihr der Veranstalter zugewiesen. Später sprach Hornung davon, er habe "sicher im Affekt" gehandelt. Den Eingriff bereute er indes nicht.
SWR-Chefredakteur Fritz Frey fand deutliche Worte: "Das Verhalten eines Mannheimer CDU-Stadtrats offenbart ein Verständnis von Pressearbeit, das mit der grundgesetzlich verbrieften Freiheit der Berichterstattung nicht vereinbar ist." Und DJV-Schatzmeisterin Katrin Kroemer sagte RTL News: "Es ist erschreckend, dass nun selbst in demokratisch verankerten Parteien hierzulande das Bewusstsein für freie ungehinderte Berichterstattung scheinbar abhanden kommt. Da tut bei der CDU in Mannheim offenbar eine gehörige Portion Nachhilfe im Umgang mit Medien Not."
Dass Hornungs Störaktion ein Fehler war, schwante offenbar auch einigen seiner Parteifreunde. Die Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg schrieb: "Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, sie gilt uneingeschränkt. Dazu gehört auch insbesondere die kritische Berichterstattung." Weder nennt sie den Namen des Störers noch kann sie sich eine Entschuldigung gegenüber der SWR-Journalistin abringen. Und auch von anderer Seite gibt es da bisher nichts. Das aber wäre mindestens angemessen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner