Rassismus im Fußball?
Wirbel um Umfrage
Foto: DJV
Was ist dran an dem Vorurteil, dass in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft weniger dunkelhäutige Spieler kicken sollten? Offenbar eine Menge, fand eine repräsentative Umfrage heraus. Dass der WDR darüber berichtete, sorgt jetzt für Wirbel.
Fußballspieler Joshua Kimmich führte die Kritik an der Umfrage an, die repräsentativ von Infratest Dimap durchgeführt wurde: "Wenn man überlegt, dass wir jetzt vor einer Heim-EM stehen, ist es schon absurd, so eine Frage zu stellen, wenn es eigentlich darum geht, das ganze Land zu vereinen", sagte Kimmich. "Das ist absolut kontraproduktiv und hat überhaupt keinen Platz. Es geht jetzt nur darum, gemeinsam Großes zu erreichen."
Also besser nicht fragen? Der WDR sieht das anders: "Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‚echte‘, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen", sagte WDR-Sportchef Karl Valks. "Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen."
Und so lauteten die Fragen:
o Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen.
o Ich finde es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben.
o Ich finde es schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat.
21 Prozent der Befragten stimmten mit ja, 65 Prozent sahen das anders. Seitdem ist die Bestürzung groß, wird von 20 Prozent Rassisten geredet. Doch die Hauptkritik geht an den Sender. Laut BILD sagte Nationaltrainer Julian Nagelsmann: "Allein die Fragestellung finde ich einen Wahnsinn, dass wir im Öffentlich-Rechtlichen so eine Frage stellen. Ich war schockiert."
Nein, liebe Fußballer. Nicht die Überbringer der schlechten Nachrichten gehören an den Pranger, sondern die schlechten Nachrichten an sich. Es ist nur journalistisch, wenn sich ein Sender im Zuge seiner Recherchen um Fakten bemüht.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner