BDZV
Wir hätten da eine Idee, Herr Eggers
Jörg Eggers: bald BDZV-Chef. Foto: BVDA Bernd Brundert
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) bekommt einen neuen Hauptgeschäftsführer. Womit Jörg Eggers Geschichte schreiben könnte.
Was die Buschtrommeln bereits trommelten, wurde gestern zur Gewissheit: Jörg Eggers, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA), wechselt am 1. November in gleicher Funktion zum BDZV, wo er die Nachfolge von Sigrun Albert antreten soll. Die Schattenseiten eines Jobwechsels bleiben ihm erspart: Weder muss er den Weg zur neuen Arbeitsstätte lernen noch eine Wohnung in der fremden Stadt suchen. Umziehen muss Eggers nur innerhalb des Bürogebäudes, denn BVDA und BDZV sitzen beide im Haus der Presse in Berlin.
Der Mann kann sich also vom ersten Tag an ungebremst in den neuen Job stürzen, all seine Power beim BDZV einbringen. Das wünscht sich jeder Arbeitgeber. Bevor sich Jörg Eggers womöglich in Details wie der Suche nach einem neuen Teppichboden oder einem ergonomisch geformten Bürostuhl verheddert, hätten wir eine Idee, mit der er sich in den Geschichtsbüchern der Medienpolitik ein Denkmal setzen könnte: Jörg Eggers sollte den seit Jahren tobenden Rechtsstreit mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten um die angeblich zu presseähnlichen Informationsangebote der Sender beenden. Wie das geht? Indem er namens seines neuen Arbeitgebers die eingereichte Klage zurückzieht.
Warum er das tun sollte? Zum einen würde er sich und seinen Kollegen beim BDZV viel Arbeit ersparen, zum anderen könnte er statt zu klagen auf die Öffentlich-Rechtlichen zugehen und mit ihnen über Strategien nachdenken, wie Zeitungen und Rundfunksender gemeinsam gegen die Big Tech-Unternehmen aus den USA zu Felde ziehen könnten, um den Journalismus in Deutschland dauerhaft am Leben zu erhalten. Denn das ist doch Aufgabe der Medienunternehmen, im ureigensten wirtschaftlichen Interesse. Wenn Meta, Google und Microsoft ungehindert so weiter machen wie bisher, könnte dem Journalismus eine ähnliche Zukunft bevorstehen, wie es für die Raketenwissenschaft heute schon Realität ist: eine Spezialität für eine kleine Minderheit zu sein.
Sollte es dazu kommen, müsste sich Jörg Eggers einen neuen Job suchen. Und ob der dann ausgerechnet in Berlin zu finden wäre, steht in den Sternen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner