Stadion-Sound von Sky
Wie schräg ist das denn?
Die UEFA hat den Privatsender Sky beauftragt, die Übertragung von Geisterspielen künftig mit einem Stadion-Sound zu unterlegen. Geht's noch? Wo bleibt da die Realität?
Die Aufschreie einzelner Fußballspieler oder gebrüllte Kommandos von der Trainerbank sind aktuell so ziemlich die einzigen menschlichen Laute, die Fernsehzuschauer bei der Übertragung von Fußballspielen ohne Publikum zu hören bekommen. Keine johlenden Fans, keine Sprechchöre, kein begeistertes "TOOOOR"-Rufen aus tausenden Kehlen.
Das könnte auf die Beliebtheit des Massensports Fußball drücken, scheint sich die UEFA gedacht zu haben. Für die Champions League und die Europa League erhielt jetzt der Bezahlsender Sky von der UEFA den Auftrag, die Spiele mit einem sogenannten Stadion-Sound zu unterlegen. Nicht irgendein Gejohle, sondern die Geräusche der Fans der gerade spielenden Clubs müssen es sein. Die werden von früheren Spielen aus der Vor-Corona-Zeit herauskopiert und in die Geisterspiele übertragen. Fertig ist die perfekte (Audio)-Illusion. Dass sich die Zuschauer veräppelt fühlen könnten, wenn ihr Blick auf die leeren Stadion-Ränge fällt, scheinen die UEFA-Granden nicht zu befürchten. Schließlich bietet Sky den Stadion-Sound schon für die Bundesliga-Spiele an - als Audio-Option, die der zahlende Zuschauer dazuschalten kann.
Damit nichts schief geht, lässt Sky nur speziell ausgebildete Toningenieure an das geheiligte Fußballmaterial heran. Nicht auszudenken, wenn ein Eigentor mit begeisterten Jubelchören enthusiastischer Fans beschallt würde. Und, auch das ist Teil des Deals: UEFA-Mitarbeiter sind mit dabei, wenn an den Sky-Mischpulten die Regler munter rauf und runter geschoben werden.
Die Illusion ist schon eine ernsthafte Angelegenheit.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner