Kennzeichnungen
Werbung ist Werbung
Warum kennzeichnen Zeitungen und Zeitschriften kommerzielle Angebote nicht durchweg als "Werbung"? Stattdessen wird immer häufiger gern von "Verlagsangeboten" geschrieben - und dabei übersehen, dass der journalistische Inhalt eines Blattes auch ein Verlagsangebot ist.
Kreativität kennt keine Grenzen. Das gilt auch für die Anzeigenabteilungen der Verlage. Insbesondere dann, wenn ein Kunde mit Auftrag droht, den aber nicht als "Anzeige" gekennzeichnet sehen will. Dann heißt es gerne "Eine Information von..." oder ähnlich irreführend. Manchen Werbetreibenden scheint die korrekte Bezeichnung "Anzeige" oder "Werbung" geradezu toxisch zu sein. Das Nachsehen haben die Leser, die auf diese Weise um die Fichte geführt werden.
Das gilt in gleichem Maß für die offenbar immer beliebter werdenden Verlagsangebote, wie der Mediendienst "Medieninsider" jetzt herausfand. Aufhänger ist eine Rüge, die die Süddeutsche Zeitung vom Deutschen Presserat kassiert hat, weil sie ein Verlagsangebot nicht als Anzeige ausgewiesen hat. Marvin Schade weist im Medieninsider nach, dass es diese Offerten auch von der Zeit, vom Stern und von der FAZ gibt. Er schreibt: "Der Leser bzw. Kunde hat eine Erwartungshaltung an Attribute wie Qualität oder redaktionelle Unabhängigkeit – egal, aus wessen Abteilung ein Angebot stammt. Auch deshalb sollten Verlage nicht glauben, dass andere Regeln gelten, wenn Inhalte nicht aus den Redaktionen ihrer (Kern-)Marken kommen. Denn auch diese Erwartungshaltung hat der Leser: Dass ihm mitgeteilt wird, wenn hinter einer Veröffentlichung keine unabhängige Redaktionsentscheidung steht, sondern ein Anzeigenkunde." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner