Nachrichtenkonsum
Weniger News. Ist das gut?
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Hendrik Zörner
Alle Nachrichtensendungen im Fernsehen verzeichnen rückläufige Quoten. Das Corona-Hoch ist eindeutig vorbei. Wird Nachrichtenmüdigkeit zum Trend?
Es ist eine dieser Geschichten, wie sie häufig in Mediendiensten zu lesen sind: "Nachrichten-Reichweiten sinken - 'Tagesschau' dominiert", titelt der Mediendienst DWDL. Im Bericht steht mit Zahlen unterfüttert, dass alle Fernsehnachrichten rückläufige Quoten zu verzeichnen haben. Alle heißt in diesem Fall auch alle: Vom Marktführer ARD über das ZDF bis zu RTL und Sat.1 müssen die Sender hinnehmen, dass weniger Menschen ihre News konsumieren. Der Boom aus den Corona-Jahren ist vorbei, die Zahlen bewegen sich wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau.
Also alles normal? Oberflächlich betrachtet vielleicht schon. Wäre da nicht die Studie zur Nachrichtenmüdigkeit, die im Auftrag der E-Mail- und Nachrichtenanbieter Web.de und GMX vor knapp einem Jahr entstand. Daraus ging hervor, dass zwei Drittel der befragten Onliner Nachrichten meiden. Bei der jungen Zielgruppe der 16- bis 29-Jährigen waren es sogar 83 Prozent. Die Gründe dafür waren schlechte Stimmung aufgrund der Nachrichten, angeblich einseitige Berichterstattung und "immer dieselben Themen". Die Alternativen? Eine ganzheitlichere Berichterstattung, positive Nachrichten, Alltagsnutzen.
Nun waren die Befragten nicht repräsentativ für die Gesellschaft, aber zusammen mit den rückläufigen Quoten ergibt sich ein Trend. Wie anders lässt sich erklären, dass in den Social Media immer häufiger Shitstorms nur deshalb entstehen, weil ein Ereignis Nachrichtenwert bekommt und berichtet wird?
Für die Journalistinnen und Journalisten in den Nachrichtenredaktionen kann daraus nur folgen, dass sie weiterhin qualitativ hochwertigen Journalismus betreiben müssen und dass die Bedeutung einzelner Nachrichten für jeden einzelnen noch besser erklärt wird. Das gilt gerade mit Blick auf die in diesem Jahr anstehenden Wahlen. Spätestens mit dem nächsten Groß- oder Katastrophenereignis werden aus manchen Nachrichtenverweigerern von heute die Nachrichtenjunkies von morgen.