Großbritannien - China
Weltpolitik zulasten von Medien
Großbritannien und China tragen ihre Streitigkeiten auf dem Rücken von Medien aus. Das Nachsehen hat die Information der Menschen.
Seit gestern ist die Aufregung groß: China hat dem britischen Sender BBC World News wegen "gesetzeswidriger Inhalte" die Ausstrahlung im Land verboten. Der Sender habe gegen die Richtlinien für die Berichterstattung in China verstoßen, gab die staatliche Rundfunkregulierungsbehörde bekannt. Die Behörde erlaubt BBC World News demnach nicht mehr, weiterhin auf dem chinesischen Festland zu senden "und akzeptiert den neuen jährlichen Antrag auf Ausstrahlung nicht". Welche Berichterstattungsrichtlinien das gewesen sein sollen, gegen die die Kollegen der BBC verstoßen haben sollen, bleibt das Geheimnis der chinesischen Führung.
Die britische Regierung verurteilte den Schritt, andere Regierungen demokratischer Staaten auch. Dabei wird unter den Teppich gekehrt, dass Großbritannien erst vor einer Woche dem chinesischen Nachrichtensender China Global Television Network (CGTN) die Lizenz entzogen hat. Keine Frage: Was journalistische Unabhängigkeit angeht, liegen zwischen CGTN und BBC Welten. Dennoch: Wenn das eine Land dem Sender eines anderen Landes den Hahn abdreht, darf sich niemand über Reaktionen wundern.
Schlimm daran ist, dass es überhaupt dazu kommt, dass Regierungen ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen auf dem Rücken von Medien austragen. Das Nachsehen haben die Menschen, die sich informieren wollen. Und das ist keine Kleinigkeit.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner