New York Times gegen Trump
Weg mit ihm
Von feiner Zurückhaltung oder Understatement keine Spur: Die New York Times ruft offen dazu auf, Donald Trump abzuwählen. Wundern kann ihn das nicht.
Wenigstens in einem Punkt hat US-Präsident Donald Trump mal Recht: Dass die liberalen Mainstream-Medien der USA gegen ihn sind. Das betet er inzwischen seit vier Jahren gebetsmühlenartig herunter. Aus der anfänglichen selbstgewählten Opferrolle fand er schnell heraus und wurde zum aggressiven Polemiker gegen alle Medien, die anders sind als sein Haussender Fox News und das rechtsextreme Portal Breitbart News. "Fake News", von Trump immer wieder hinausgebrüllt gegen alle Journalisten und alle Medien, die seinen Lügen nicht auf den Leim gehen. Am liebsten gegen New York Times, Washington Post und CNN.
Die liberalen Medien ziehen ihren wirtschaftlichen Nutzen aus der Trump-Gegnerschaft. Vor allem die New York Times jagt von einem Rekord an Digitalabonnenten zum nächsten. Das liegt auch an Corona, aber nicht nur. In den USA gilt es inzwischen als Markenzeichen der Trump-Gegner, über ein NYT-Abo zu verfügen.
Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl hat die New York Times nun online eine Kampagne mit dem klaren Ziel gestartet, Donald Trump abzuwählen. Kommentatoren und Meinungsjournalisten haben ein Dossier angelegt mit dem Titel: "Unsere nationale Krise beenden". Was sie Trump vorwerfen, ist eingangs in Schlagworten zusammengefasst: Korruption, Hass, Chaos, Inkompetenz, Lügen. Eine ganze Reihe an Beiträgen liefert das Futter für die Begriffe, derer sich kein demokratisches Staatsoberhaupt rühmen sollte.
Das Flaggschiff des amerikanischen Journalismus als Wahlkampfmaschine? So einfach ist es sicher nicht, denn die Kampagne steht in einem eigenen Digitalbereich, ist nicht Teil der täglichen Berichterstattung. Dass das Blatt klar Position bezieht, kann indes niemanden verwundern. Der Präsident ist der schlimmste Feind der Pressefreiheit, den die USA haben. Warum sollte eine renommierte Zeitung tatenlos zusehen, wie ihr Fundament zerstört wird?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner