Iran
Was wird aus unseren Kolleginnen?
Immer noch warten die beiden iranischen Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi auf ihren Prozess. Das gerechte Urteil wäre ein doppelter Freispruch. Derweil kommen gerade andere Journalistinnen im Iran mit glimpflichen Strafen davon. Ein Zeichen?
Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi waren die ersten Berichterstatterinnen gewesen, die im vergangenen Jahr den Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini an die Öffentlichkeit gebracht hatten. Deren "Verbrechen" hatte darin bestanden, kein Kopftuch mehr tragen zu wollen. Die Berichterstattung führte zu einer Protestwelle im Iran, wie sie das Land seit der Revolution der Mullahs noch nicht gesehen hatte. Die staatliche Repression war gewaltig und gewalttätig: Sicherheitskräfte gingen gegen die Proteste vor, verhafteten unzählige Menschen, verhängten Todesurteile.
Betroffen waren und sind auch Medienschaffende. Wer nicht die offizielle Linie der Staatsführung verbreiten will, riskiert Haft. Wie etwa Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die immer noch auf ihren Prozess warten und im Gefängnis von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt werden. Wir vom DJV, aber auch andere Journalistenorganisationen haben die iranische Justiz zur Freilassung der Kolleginnen aufgerufen, haben an die Bundesaußenministerin appelliert, sich auf diplomatischem Wege einzusetzen. Bisher hat das noch nichts genützt.
Aber es gibt ermutigende Zeichen: Mitte August wurde die Journalistin Nasila Marufian freigelassen - vorzeitig, wie es heißt. Und vor wenigen Tagen wurde die Haftstrafe gegen die Zeitungsjournalistinnen Elnas Mohammadi und Negin Bagheri deutlich reduziert: Einen Monat sollen sie noch "sitzen", danach wird die Strafe für fünf Jahre auf Bewährung ausgesetzt. Dass sie wegen Verschwörung verurteilt wurden, ist zwar skandalös, aber die vorzeitige Freilassung wiegt schwerer.
Ob das ein positives Signal für die anderen Journalistinnen in Haft ist?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner