RBB
Was soll das, Frau Vernau?
RBB-Intendantin Katrin Vernau sorgt mit sogenannten Bettelbriefen für Empörung. Und den Rundfunkrat bringt sie gegen sich auf, weil die vom RBB beauftragten Anwälte keine Zwischenbilanz vorlegen.
Keine Frage: Die ehemalige WDR-Führungskraft Katrin Vernau hat in Berlin ein schweres Erbe angetreten. Der von Patricia Schlesinger hinterlassene Sumpf ist morastiger, als selbst ihre größten Kritiker vermutet hatten. Und der Kassensturz beim RBB, den Vernau unlängst machte, sieht den Sender tief in den roten Zahlen.
Aber sind Vernaus Konsequenzen, die sie aus dem Debakel ziehen will, die richtigen?
In der vergangenen Woche gab sie bekannt, dass ihr Sender nicht länger das gemeinsame Mittagsmagazin mit dem ZDF finanzieren kann. So wie sie es formulierte, war die Ankündigung das Signal an die ARD, anstelle des RBB die Koproduktion mit dem ZDF zu übernehmen.
An diesem Wochenende überschlugen sich die Ereignisse. Der Tagesspiegel enthüllte sogenannte Bettelbriefe der Intendantin an frühere Führungskräfte des RBB mit dem Ziel des freiwilligen Verzichts auf einen Teil der ihnen zustehenden Ruhegelder. In den Schreiben betont sie die Freiwilligkeit, die mit einer positiven Erwähnung in der Unternehmensöffentlichkeit verbunden sein könne. Der Tagesspiegel ätzte denn auch von einer "Spendergalerie" im Haus des Rundfunks. Einer der Briefempfänger, der ehemalige SFB-Hörfunkdirektor Jens Wendland, hielt Vernau daraufhin entgegen: "Sie haben zwar alle Register gezogen, aber eindeutig die falschen.“
Ebenfalls an diesem Wochenende wurde bekannt, dass die vom RBB beauftragte Anwaltskanzlei Lutz/Abel dem Rundfunkrat in seiner Sitzung am 28. Februar keinen Zwischenbericht über den Stand der juristischen Aufarbeitung der Schlesinger-Affäre geben wird. Der Grund: Die Compliance-Beauftragte hat die Kanzlei nicht zu der Sitzung eingeladen. Darüber sind die Gremienmitglieder empört, hatten sie doch im Januar beschlossen, dass es einen Zwischenbericht bei ihrer nächsten Sitzung geben solle. Nach den Gründen gefragt, hüllt sich der Sender in Schweigen. Verantwortlich für die (Nicht-)Kommunikation: Katrin Vernau.
Diese Ereignisse sind nicht nur Gift für das öffentliche Ansehen des Senders, sondern trüben die Stimmung unter den Beschäftigten noch weiter ein. Die Journalistinnen und Journalisten des Senders, die tagtäglich das Produkt Information herstellen, müssen draußen den Kopf hinhalten für die Skandale und Pannen der Führungskräfte. Unter Katrin Vernau wird es für sie leider nicht besser.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner