KORRESPONDENTEN
Was ist nur in Moskau los?
Zieht der Kreml die Daumenschrauben gegenüber den deutschen Korrespondenten in Moskau an? Oder hatte die Sprecherin des russischen Außenministeriums nur einen schlechten Tag?
Maria Sacharowa ist für harte und schrille Töne bekannt. Die Sprecherin von Außenminister Sergej Lawrow langt verbal gerne zu. Vor Jahren bereits zog sie in der Hauptnachrichtensendung des russischen Fernsehens über den DJV her und rückte Deutschlands größte Journalistenorganisation in die Nähe ausländischer Agenten. Der Grund war die betont kritische Haltung des DJV zu dem damals in Deutschland noch empfangbaren Propagandakanal RT.
Jetzt war es wieder so weit, allerdings ging es am 5. März gegen die deutschen Berichterstatter in Russland. Sacharowa drohte unverhohlen im Youtube-Propagandakanal Solowjow live: "Wenn jemand die russischen Korrespondenten anrührt und das Erdachte zu Ende führt, dann verlassen die deutschen Journalisten Russland." Was mit dem "Erdachten" gemeint war, ließ sie ebenso offen wie die Erklärung der Phrase, dass etwas zu Ende geführt werden soll. Klar und eindeutig war hingegen die angedrohte Ausweisung.
Recherchen des DJV beim Auswärtigen Amt ergaben, dass es keine Probleme mit der Erteilung von Visa für russische Journalisten gibt, die in Deutschland arbeiten wollen. Also faktenfreie Kommunikation? Passen würde das zu Maria Sacharowa. Mit großem Getöse Verunsicherung schaffen - darauf verstehen sich autokratische Regime wie das von Wladimir Putin. Vielleicht liegen in Moskau aber auch eine Woche vor der Präsidentenwahl die Nerven blank. Dann dürfte das Säbelrasseln ja bald vorbei sein.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner