Prominente
Was heißt hier privat?
Wenn sich Prominente darauf zurückziehen, als Privatperson gesprochen zu haben, läuft Kommunikation aus dem Ruder. Denn sie haben die digitale Medienwirklichkeit nicht verstanden.
Was hat sich eigentlich Tom Buhrow dabei gedacht, im Hamburger Überseeclub seine Brachialkritik an der ARD als "Privatperson" vorzubringen? War er grenzenlos naiv? Glaubte er, dass die angegriffenen ARD-Intendanten ihm seine Kritik nicht krumm nehmen, weil er ja nicht als ARD-Vorsitzender sprach? Oder wollte er mit der Redewendung die Aufmerksamkeit der Medienjournalisten erst recht auf seine Ausführungen lenken? Letzteres ist ihm gelungen, aber das wäre auch passiert, wenn der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow gesprochen hätte. Wochen nach seinem Vortrag bleibt nur Kopfschütteln zurück.
Noch schlimmer verhält es sich mit Christine Lambrecht, die in der Silvesternacht ein so katastrophales Video gepostet hat, dass die Kritiker nicht wissen, was schlimmer ist: der Inhalt ihrer kaum verständlichen Worte oder die Machart des Filmchens. Als die Kritik in den ersten Tagen des neuen Jahres überhand nahm, distanzierte sich das Bundesverteidigungsministerium davon. In Übermedien analysierte Hendrik Widuwilt unter der Überschrift "Der Knallbonbon aus dem Bendlerblock" den denkwürdigen Auftritt der Ministerin, pardon der Privatperson Christine Lambrecht. Dabei fand er heraus, dass ihr Kommunikationschef Christian Thiels in Sachen Bewegtbild nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist, um es vorsichtig auszudrücken.
Was folgt aus Buhrow und Lambrecht für uns Journalisten? Dass es sich lohnt, genau hinzusehen, wenn Prominente behaupten, als Privatperson gesprochen zu haben. Da hängt garantiert eine Geschichte dran.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner