Rezo-Video
Was die Generation Youtube so verpasst hat
Das umstrittenen Youtube-Video im Screenshot.
Fast fünf Millionen Klicks, für ein Video in dem ein Youtuber erklärt, warum er die Politik von CDU und SPD für grundfalsch hält. Dieser Erfolg lässt tief blicken.
Man kann sich über Wortwahl, Argumentationsstränge und Einseitigkeit in dem viel debattierten Video "Die Zerstörung der CDU" trefflich streiten. Das führt aber nirgendwo hin. Wenn die zumeist jungen Nutzer des offenbar ebenfalls recht jungen Rezo den Clip sehen wollen, ist das nun einmal so. Erfreulich ist doch zumindest, einmal mehr zu erleben, dass auch die gegenwärtige Jugend nicht völlig entpolitisiert ist und sehr wohl Debatten darüber führt, wie sie ihre eigene Zukunft gestalten möchte.Erschütternd ist der Hype um das Video aber in anderer Hinsicht: Rezo wartet nicht mit neuen Fakten auf. Er hat sie recherchiert, zu einem großen Teil aus Onlinemedien. Er verdichtet seine Recherche, interpretiert sie für viele Nutzer unterhaltsam. Aber regelmäßige Nachrichtenkonsumenten dürften sich beim Anschauen des Videos eher langweilen. Das meiste ist altbekannt. Armutsschere, Klimakrise, Kriegsverbrechen und die Debatte über die Ursachen des Ganzen: Das sind Themen, mit denen sich Redaktionen in Funk, Print und Online jeden Tag befassen.So deutet die Aufregung um den Clip auf einen traurigen Umstand: Die Jugend nimmt den klassischen Nachrichtenjournalismus zu einem großen Teil gar nicht mehr wahr. Es braucht offenbar einen Rezo, ihr zu berichten, was in den letzten fünf Jahren so in der (Online-)Zeitung stand.Ein Kommentar von Sebastian Huld.