Sommerloch
Wann ist Spiegel-Tag?
Foto: Hendrik Zörner
Ist jetzt Sommerloch? Zumindest in den Medienredaktionen? Oder warum wird überall ausführlich darüber berichtet, dass der Spiegel bald freitags erscheinen könnte?
Das waren noch Zeiten, als der Erscheinungstag des Spiegel die Republik bewegte. Als Änderungen am Layout des Magazins nicht nur Fluten an Leserbriefen auslösten, sondern auch Thema unter den Stammlesern waren. Keine Frage: Das "Sturmgeschütz der Demokratie", als das sich der Spiegel selbst gern lange beschrieb, hatte Einfluss. Manch eine Titelgeschichte sorgte für politische Erdbeben, deckte Skandale auf, gegen die die heutigen Aufregerthemen wie Stürme im Wasserglas erscheinen.
Die Zeiten sind lange vorbei. Entweder gibt es so handfeste Skandale wie früher nicht mehr, was ein Prädikat für Politik und Wirtschaft wäre. Oder die Recherche ist nicht mehr so umfangreich und allumfassend, was eine Armutszeugnis für den Journalismus wäre.
Statt über aufgedeckte Affären wird in diesen Tagen über eine mögliche Verlegung des Spiegel-Erscheinungstags geschrieben. Die Mediendienste vorneweg, die FAZ hinterdrein. Ja, sicher, Leser und Anzeigenkunden müssen das wissen, am besten frühzeitig. Und die Dauerkonkurrenz des Focus sicher auch.
Aber sonst? Welche Rolle spielt der geänderte Erscheinungstermin eines gedruckten Magazins noch, da immer mehr Abonnenten die digitale Ausgabe lesen? Und vornehmlich einzelne Geschichten, die an sieben Tagen in der Woche veröffentlicht werden? Es muss am Sommerloch liegen, eine andere Erklärung gibt es dafür nicht.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner