Evan Gershkovich
Vorgeführt im Käfig
Der US-Journalist Evan Gershkovich bleibt in russischer Haft. Ein Moskauer Gericht schmetterte erwartungsgemäß die Haftbeschwerde seiner Anwälte ab.
Dem Prozess musste der Korrespondent des Wall Street Journal in einem Glaskäfig beiwohnen, bewacht von drei schwer bewaffneten Soldaten. Das Urteil fiel wie erwartet aus: Evan Gershkovich bleibt in Haft bis zu einem Urteil über den Vorwurf der Spionage. Es wird spekuliert, dass er anschließend im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikommen könnte.
Und was hat nun der Protestbrief zahlreicher Persönlichkeiten aus Journalismus und Zivilgesellschaft vom 12. April gebracht? Wahrscheinlich eine ganze Menge, auch wenn das gestrige Unrechtsurteil auf den ersten Blick dagegen spricht. Auf den Korrespondenten richtet sich ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, was die russische Autokratie beeindrucken dürfte. Und - das mag zynisch klingen: Jeder öffentliche Protest steigert den Wert des Häftlings, was seine Freilassung im Rahmen eines Austauschs wahrscheinlicher macht.
Hoffen wir, dass es auch so kommt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner