Julian Reichelt
Vom Täter zum Opfer
Der gefeuerte BILD-Chefredakteur Julian Reichelt deutet seine Geschichte um: Er musste nicht wegen sexueller Übergriffigkeit gehen, sondern weil er mit seiner unbequemen Meinung Politikern ein Dorn im Auge war. Glaubt er den Stuss etwa selbst?
Auf Twitter schrieb Julian Reichelt: "Ich weiß, wie viele Politiker es herbeigesehnt und befeuert haben, dass man mir die Möglichkeit nimmt, BILD als klarste und unüberhörbare Stimme des freiheitlichen Denkens zu verteidigen. Aber das wird mich nicht davon abhalten, klar zu benennen, was in unserem Land passiert." Dann folgten noch weitere Tweets, in denen er auf die Impfpflicht schimpfte. Das Ganze wird gekrönt mit seiner Behauptung: "I'll be back."
Hat er sie noch alle?, will man fragen. Glaubt er das etwa selbst oder ist das nur Inszenierung in eigener Sache? Um es hier noch mal unmissverständlich darzustellen: Julian Reichelt wurde als BILD-Chefredakteur gefeuert, weil selbst Mathias Döpfner nicht mehr an den Beweisen für Reichelts Sex-Eskapaden und seinen fortgesetzten Machtmissbrauch vorbei kam. Als Chefredakteur war er eine Schande für alle journalistischen Führungspersönlichkeiten und für den Springer-Verlag. Und das war er nicht deshalb, weil er seine Zeitung aus allen Rohren gegen Regierungsbeschlüsse zur Corona-Pandemie schießen ließ. Das jedoch ist ein weiteres Vergehen, das ihm bisher nur in der Medienkritik angelastet wurde: Er hat die BILD von der Boulevardzeitung zum Kampagnenblatt umgekrempelt. Dass das bei vielen Lesern nicht gut ankam, zeigten die stetigen Auflagenrückgänge unter seiner Ägide.
Auch wenn es schwer fällt: Reichelt sollte bei der Wahrheit blieben. Die Legende, an der er bastelt, glaubt ihm sowieso niemand.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner