Zeitungsverleger
Viel zu lange Hängepartie
Erst in vier Wochen berät der Zeitungsverlegerverband BDZV über die SMS seines Präsidenten Mathias Döpfner, in der er Journalisten als Propaganda-Assistenten des neuen DDR-Obrigkeitsstaats diffamierte. Das wird im Verlegerlager inzwischen kritisiert.
Richard Rebmann, Geschäftsführer des Schwarzwälder Boten und als Verleger im BDZV aktiv, findet im Interview mit der Süddeutschen Zeitung klare Worte: "Es ist wirklich sehr schwer zu verstehen, wie jemand überhaupt auf die Idee kommt, diese Begriffe zu benutzen." Damit meint er die verunglückten Äußerungen von Mathias Döpfner, Springer-Chef und Verlegerpräsident, über die deutschen Journalistinnen und Journalisten in einer privaten SMS. Mit Blick auf die Auswirkungen in den Zeitungsredaktionen sagt er: "Was denken denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Redaktionen, welches Bild von ihnen bei ihren Verlegern vorherrscht?"
Richtig, Herr Rebmann. Die Wirkung von Mathias Döpfners Worten ist verheerend. Egal ob das eine private Äußerung war oder ob sie, wie Döpfner beteuert, aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Aber statt aus der Affäre schnell Konsequenzen zu ziehen, lässt sich der BDZV Zeit bis zum 24. November, um im Präsidium des Verbands darüber zu beraten. Als gäbe es nicht das Instrument der Videokonferenzen. Frei nach dem Motto: "Unerfreulich, aber halb so wild." Auch dazu findet Südwest-Verleger Rebmann klare Worte: "Ich kenne niemanden, der sagt: Halb so wild."
Die gründlich missratene Krisenkommunikation von Springer zur Reichelt-Affäre droht sich auszuweiten auf die Kommunikation des Verlegerverbands. Davon hat am Ende niemand etwas: die betroffenen Journalistinnen und Journalisten nicht, aber auch nicht die Zeitungsverleger, die en passant von ihrem Präsidenten mit durch den Kakao gezogen wurden.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner