Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

Urheberrecht

Verwertungsgesellschaft WORT unterstützt Forderungen gegenüber EU-Kommissar Oettinger

24.02.2016

Rechtsgrundlage für Verlegerbeteiligung gefordert

Die Verwertungsgesellschaft WORT hat sich positiv zu einem Schreiben von Bundesjustizminister Maas und der Staatsministerin für Kultur und Medien Grütters an EU-Kommissar Oettinger geäußert. In dem Schreiben hatten sich Maas und Grütters dafür eingesetzt, dass die Verlegerbeteiligung an Einnahmen aus der Privatkopie von urheberrechtlich geschützten Werken auf europäischer Ebene geregelt wird.

Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, der die Ausschüttungen der belgischen Verwertungsgesellschaft REPROBEL an Verleger für rechtswidrig erklärt hatte. Das europäische Gericht stützte sein Urteil auf dem Argument, in der Europäischen Richtlinie zum Urheberrecht fehle eine Grundlage für Zahlungen an Verleger. Der deutsche Bundesgerichtshof hatte zudem ein anderes Verfahren eines Autors gegen die VG WORT ausgesetzt, weil er die Entscheidung des EuGH in Sachen REPROBEL abwarten wollte. Dieses Verfahren steht demnächst zur Entscheidung an.

Die VG WORT sprach sich gegenüber Maas und Grütters auch für eine Regelung im nationalen Recht aus, um mehr Rechtssicherheit zu schaffen. Sie wies darauf hin, dass es möglich sei, diese Frage noch in der aktuell diskutierten Reformgesetzgebung zum Recht der Verwertungsgesellschaften zu berücksichtigen.

Die VG WORT vertrat in ihrem Schreiben unter anderem die Ansicht, dass die alleinige Zuordnung der Ausschüttung an die Urheber nicht den Schaden berücksichtige, den Verlage durch bestimmte Nutzungen wie die Privatkopie erlitten.

Hinzu komme der Verlust der Verhandlungsstärke der Verwertungsgesellschaften gegenüber Politik und anderen Verbänden in Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Sorge erscheint durchaus berechtigt: Bislang stand die VG WORT für einen gemeinsamen Block von Urhebern und Verwertern, damit konnten sie bei allen Parteien und vielen sonstigen Playern gute Positionen einnehmen. Als Einrichtungen, die in ihre Ausschüttungen nur an Urheber erbringen, ginge der VG WORT sicherlich ein gutes Stück an Durchsetzungskraft verloren, wenn es um starke Positionen im digitalen Zeitalter geht. Der eine oder andere mag sich dabei an den Vorläufer der Verwertungsgesellschaft erinnern, der nur aus Urhebern gebildet wurde und nach wenigen Jahren von der Bildfläche verschwand.

Hinzu kommt die Befürchtung, dass gerade auch kleinere Verlage durch den Verlust der Einnahmen aus den Verwertungsgesellschaften Schwierigkeiten bekommen könnten. Schließlich spielt auch eine nicht zu unterschätzende Rolle, die den Verlagen bei der Wahrung der Rechte der Autoren zukommt. So gab es in der Vergangenheit viele Autoren, die nur durch ihre Verlage über die Möglichkeit und das Verfahren der Beteiligung an Erlösen aus der Verwertungsgesellschaft informiert wurden. Inwieweit Verlage das auch in Zukunft tun würden, wenn sie außen vor bleiben, wäre die Frage.

Vor kurzem hat sich dagegen eine Gruppe von Autoren, die sich unabhängig von den großen Verbänden der Urheber organsierten, gegen eine Beteiligung der Verleger an Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort ausgesprochen. Mit der extra eingerichteten Seite urheberpauschale.de wollen sie weitere Unterschriften gegen eine Änderung der europäischen Rechtslage sammeln. Ihre Forderung, die Tantiemen allein an Urheber zu zahlen, wurde zuletzt von rund 1.000 Personen unterstützt (Stand: 24. Februar 2016). Ihnen gegenüber stehen freilich über 400.000 bei der VG WORT registrierte Autoren und die Tatsache, dass die großen Urheberverbände die Position der VG WORT in der Frage der Verlegerbeteiligung unterstützen.

Die VG WORT kämpft in dem bereits erwähnten Verfahren vor dem Bundesgerichtshof auch noch mit einem etwas anders gelagerten Problem. Hier geht es im Verfahren um die Frage, ob die VG WORT die Verteilung von Tantiemen an Verlage überhaupt für alle Autoren auf Grund ihres Verteilungsplans vornehmen kann, wenn einige von diesen Autoren ihren Verlagen in ihren Verträgen gar keine entsprechenden Rechte eingeräumt haben. 

Sollten sich diese Autoren durchsetzen, könnte dadurch die Wahrscheinlichkeit wachsen, dass die Verwertungsgesellschaft bei jedem einzelnen Urheber zu prüfen hat, ob dieser für die gemeldeten Beiträge überhaupt noch Rechte hat. Damit wäre dann letztlich jeder einzelne Vertrag zu untersuchen. Ein Arbeitsaufwand, der bei der großen Zahl der Autoren und Verlage wirtschaftlich kaum zu schaffen ist und damit die Funktion einer Verwertungsgesellschaft selbst in Frage stellt.

Es bleibt also derzeit in jedem Fall spannend, wenn es um die Lage der Verwertungsgesellschaften geht.

 
Michael Hirschler, hir@misaificadjv.de

Urheberrecht DJV-Freie Urheberrecht Die letzten vier Meldungen der DJV-Startseite

Weitere Artikel im DJV-Blog

Charlotte Merz
Charlotte Merz

15.05.2024

Die Richterin und das Grundrecht Pressefreiheit

Mit ihrem resoluten Vorgehen gegen einen ZDF-Reporter offenbart Richterin Charlotte Merz ein fragwürdiges Verhältnis zum Grundrecht der Pressefreiheit.

Mehr
STREIK BEIM WDR
STREIK BEIM WDR

07.05.2024

Gier auf Kosten der Freien

Dass Medienunternehmen in Tarifverhandlungen knauserig sind, ist nicht neu. Dass manche von ihnen erst durch Arbeitskämpfe zu besseren Angeboten zu bewegen sind, auch nicht. Dass aber die Honorare der …

Mehr
RAI
RAI

06.05.2024

Legt die Arbeit nieder

Beim italienischen Fernsehsender RAI wird heute gestreikt. Nicht für mehr Geld oder neue Tarifverträge, sondern gegen die Einmischungen der Regierung in die Programminhalte.

Mehr
ITALIEN
ITALIEN

26.04.2024

Hände weg von der RAI

Die Versuche der politischen Einflussnahme durch die Regierung Meloni auf den Rundfunksender RAI nehmen zu. Anfang Mai soll es deshalb einen Streik geben.

Mehr
MEDIENKRITIK
MEDIENKRITIK

25.04.2024

Til Schweiger überzieht

Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es ni …

Mehr
WDR-RUNDFUNKRAT
WDR-RUNDFUNKRAT

24.04.2024

Zeichen gesetzt

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks fordert von dem Sender rechtliche Schritte, wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Politik nicht zügig beschlossen wird.

Mehr
JOURNALISTEN
JOURNALISTEN

22.04.2024

Wir sind kein Klischee

Warum nur geraten Journalisten im Spielfilm so gnadenlos daneben? Weil die Drehbuchschreiber keine Ahnung vom Journalismus haben? Oder weil sich das Klischee besser verkauft als die Wirklichkeit?

Mehr
URLAUBSENTGELT
URLAUBSENTGELT

19.04.2024

Freie, aufgepasst!

Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurt …

Mehr
TARIFKONFLIKT
TARIFKONFLIKT

17.04.2024

Hoch zu Ross

750 Beschäftigte des Westdeutschen Rundfunks hatten gestern die Nase voll und beteiligten sich am Warnstreik der Gewerkschaften. Bestätigt wurden sie von den Verhandlern der Gegenseite.

Mehr
PROSIEBENSAT.1
PROSIEBENSAT.1

16.04.2024

Berlusconi ante portas

Droht der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 von Hauptaktionär Media for Europe übernommen zu werden? Die Medienaufsicht sollte ihren Blick schärfen.

Mehr
FERNSEHNACHRICHTEN
FERNSEHNACHRICHTEN

15.04.2024

Angekündigte Katastrophe

Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen  …

Mehr
SWMH
SWMH

11.04.2024

Tröpfchen-Kommunikation

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, tut sich schwer mit klaren und umfassenden Fakten zum geplanten Stellenabbau bei der SZ.

Mehr
ÜBERGRIFFE
ÜBERGRIFFE

09.04.2024

Nicht mehr so schlimm?

Laut Reporter ohne Grenzen ist die Zahl der Übergriffe auf Journalisten 2023 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Grund zur Entwarnung? Eher nicht.

Mehr
HÖCKE-INTERVIEWS
HÖCKE-INTERVIEWS

08.04.2024

Mit Präzision begegnen

Wie lassen sich Interviews mit Thüringens AfD-Politiker Björn Höcke führen? Sollten sie überhaupt geführt werden? Damit hat sich die Süddeutsche Zeitung in einem lesenswerten Bericht auseinandergesetz …

Mehr
FÖDERL-SCHMID
FÖDERL-SCHMID

05.04.2024

Hexenjagd geht weiter

Die Universität Salzburg bescheinigt der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten". Sie darf ihren Doktortitel behalten. Das sieht …

Mehr
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST

04.04.2024

Nah am Rand

Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentli …

Mehr
KÖLNER STADT-ANZEIGER
KÖLNER STADT-ANZEIGER

03.04.2024

Vermarkter am Ruder

Die Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers soll der digitalen Produktentwicklung unterstellt werden und angeblich redaktionell unabhängig bleiben. Zweifel sind angebracht.

Mehr
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

28.03.2024

Die Leser sind nicht blöd

Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.

Mehr
VOICES FESTIVAL
VOICES FESTIVAL

27.03.2024

Journalismus trifft Medienkompetenz

Nur wenn Qualitätsjournalismus und Medienkompetenz zusammenspielen, kann eine Zukunft gelingen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, fand DJV-Vorstandsmitglied Ute Korinth in Florenz heraus.

Mehr
TELEGRAM
TELEGRAM

26.03.2024

Schluss mit lustig

Ein spanisches Gericht hat den Messengerdienst Telegram in dem Land abgeschaltet. Grund sind Verstöße gegen das Urheberrecht.

Mehr