Polizei und Medien
Vertrauen ist gut, Kooperation ist besser?
Etliche Journalisten von Hamburger Medien sollen bei der juristischen Aufklärung der G20-Krawalle mit Polizei und Justiz zusammengearbeitet haben, behauptet die taz. Wenn das stimmt, wurde eine rote Linie überschritten.
Keine Frage: Journalisten sind nicht nur Berichterstatter. Journalisten sind auch Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten. Da kann es vorkommen, dass ein Journalist aus Pflichtgefühl oder Gewissensgründen bei der Aufklärung von Straftaten mithilft. In Einzelfällen und unter strikter Beachtung des Informantenschutzes, zu dem er verpflichtet ist.Das scheint in Hamburg nicht zu gelten, behauptet zumindest die taz. In der Geschichte "Der Journalist, dein Freund und Helfer" berichtet das Blatt nicht von wenigen, sondern von zahlreichen Fällen, in denen Journalisten mit der Hamburger Polizei kooperiert haben sollen, als es um die Ermittlungen nach den schweren G20-Krawallen vom Juli letzten Jahres ging. Rühmliche Ausnahme waren demnach die öffentlich-rechtlichen Sender, die die Herausgabe von Material an die Polizei strikt abgelehnt haben sollen. Zeitungen sollen Fahndungsfotos abgedruckt haben, ohne die Vorwürfe gegen die Gesuchten zu prüfen. Und eine nicht näher benannte Zahl von Journalisten soll den Ermittlern unveröffentlichtes Material überlassen haben. In einem Fall gründet sich ein komplettes Strafverfahren ausschließlich auf die Angaben von zwei Reportern.Dass die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Teilen der Hansestadt Anfang Juli keinen Hamburger unbeteiligt gelassen haben, kann aufgrund der Bilder von brennenden Autos und Barrikaden nicht verwundern. Gerade in einer solchen Krisensituation sind recherchierte Fakten von Journalisten für die Bürger wichtiger als in normalen Zeiten. Und dazu gehört nun mal, dass Berichterstatter auch die Handlungen derjenigen kritisch begleiten, die die Krawalle so schnell wie möglich beenden wollen. Journalisten, die sich aus welchen Gründen auch immer zu Handlangern der Justiz machen, setzen ihre Glaubwürdigkeit als unparteiische Beobachter aufs Spiel.Ein Kommentar von Hendrik Zörner