Digitaljournalismus
Unser Trump heißt Corona
Die Coronakrise beschert den Digitalabos der Zeitungsverlage gigantische Zuwächse. Keine Rede ist mehr davon, dass journalistische Inhalte nur zum Nulltarif an den Mann zu bringen sind.
New York Times und Washington Post - das sind die beiden renommierten US-Tageszeitungen, die wirtschaftlich massiv vom Fake News-Regime des Donald Trump profitieren. Jede neue Salve des Präsidenten gegen die Medien und ihre Journalisten ("Feinde des Volkes") beschert den Titeln einen neuen Schub an Abonnements, die meisten davon digital.
So mancher deutsche Zeitungsverleger mag sich deshalb schon klammheimlich einen deutschen Trump gewünscht haben. Doch der ist trotz Höcke und Gauland nicht in Sicht. Stattdessen kam Corona. Angst, Verunsicherung, viel freie Zeit durch Home Office - das Informationsbedürfnis der Menschen ist enorm gestiegen. Und damit die Besinnung auf den Qualitätsjournalismus. Sondersendungen im Fernsehen verzeichnen wie auch die klassischen Talkformate Spitzenwerte bei den Einschaltquoten.
Damit nicht genug: Die Tageszeitungen und hier vor allem die digitalen Angebote der Verlage legen kräftig bei den Abos zu. Von einem Plus der digitalen Reichweiten in Höhe von 65 Prozent schwärmt der Verlegerverband BDZV. Und weiter: "Auch bei den Kaufzeitungen hat die Nutzung um gut 33 Prozent zugelegt." Die FAZ schrieb heute in eigener Sache von einer Steigerung der digitalen Zugriffe um 80 Prozent. Mehr als 150.000 Digitalabos registriert das Blatt auf der Habenseite.
Was so gar nicht zu den Erfolgsmeldungen der Verlage passt, sind die Horrornachrichten der freien Mitarbeiter, denen die Aufträge wegbrechen, weil keine Fußballspiele und Konzerte mehr stattfinden, über die sie berichten können. Aber das passt ja auch nicht ins rosarote Bild, das Verlagsmanager in diesen Tagen gerne malen. Ein Kommentar von Hendrik Zörner