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Gabor Steingart

Unkollegiale Profilierung

12.02.2020

Experte in Eigen-PR ist der frühere Handelsblatt-Chefredakteur Gabor Steingart schon lange. Mit seinem Aufruf zur Abo-Kündigung mehrerer Leitmedien hat er eine Grenze überschritten.

Dass sie weder Kanzlerkandidatin noch künftige Bundeskanzlerin wird, hat CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer in diesen Tagen öffentlich erklärt. Da sie auch als CDU-Parteivorsitzende zurücktreten will, ist sie nicht mehr die große Hoffnung der Union. Ebenso wenig wie Martin Schulz der Bannerträger der Sozialdemokraten ist.Beide Politiker sind in Titelgeschichten oder Seite 1-Berichten großer Leitmedien als die neuen Stars ihrer Parteien beschrieben worden. Das war und ist nicht ungewöhnlich, konzentrierten sich doch die Hoffnungen und Wünsche der Parteimitglieder auf genau diese Spitzenpolitiker. Das zu schildern ist Aufgabe von Politikjournalisten. Dass dabei in den Headlines und den Titelbildern von Magazinen die emotionale Note nicht fehlen darf, lernt jeder Blattmacher im Volontariat.So wahrscheinlich auch Gabor Steingart, der beim Spiegel Karriere machte und beim Handelsblatt Chefredakteur wurde. Seit Monaten arbeitet er an seinem neuen Portal Media Pioneer, dem nichts geringeres als die Neuerfindung des Journalismus nachgesagt wird. Wirtschaftlich mit von der Partie ist Axel Springer.Erfolg kommt nicht von selbst, öffentliche Aufmerksamkeit auch nicht. Da muss man schon mal nachhelfen. Und darin ist Gabor Steingart groß. Jetzt auch auf Kosten der Kollegen bei Spiegel, Süddeutscher Zeitung und anderen. Denn nach dem angekündigten AKK-Rücktritt rief Steingart zur Kündigung der Abos auf: "Wenn Sie Geld sparen und zugleich Ihren CO2-Footprint reduzieren wollten, wäre das nun Ihre Chance: Kündigen Sie einfach die Abonnements all jener Zeitungen und Magazine, die Ihnen 2016 die Wahlniederlage von Donald Trump vorhersagten, Ihnen 2017 Martin Schulz als Retter der Sozialdemokratie ans Herz legten und anschließend Kramp-Karrenbauer als neue Kanzlerin vorstellten."Das ist - gelinde gesagt - mieser Stil. Oder braucht er das womöglich inzwischen, um noch wahrgenommen zu werden? Wenn Steingarts Beispiel Schule macht, ist die Gossenrhetorik à la "Lügenpresse" in den intellektuellen Zirkeln angekommen - eben nur etwas feiner artikuliert.Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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