Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

Offener Journalismus

Transparenz oder Konkurrenz?

02.05.2013

Immer öfter darf die Netzcommunity Einfluss darauf nehmen, wohin die journalistische Reise geht oder wird dazu aufgerufen, mit zu recherchieren: So auch bei dem Webdoku-Projekt str_ry. Der Reporter Daniel Bröckerhoff und die Macher der Jugend-Politsendung Klub Konkret setzen für ihr neues Format komplett auf offenen Journalismus. Bröckerhoff räumt ein, dass gerade das öffentlich-rechtliche System sich zwar viele Sendungen leiste, die informieren, aufklären, hinterfragen. Trotzdem müsse das Fernsehen neu gedacht werden: "Der Fernsehjournalismus ist gefühlt in den neunziger Jahren stecken geblieben. Er ist oft staubtrocken, eindimensional, wenig interaktiv, die Möglichkeiten des Internets werden von den wenigsten Redaktionen genutzt."  Innerhalb von einem halben Jahr will das Team eine Video-Reportagereihe in sechs Folgen auf die Beine stellen. Im Vorfeld konnten die Unterstützer unter vier Themen auswählen, die über einen Videoteaser vorgestellt wurden. Das Rennen machte schließlich das Thema Datenschutz. Die Redaktionsarbeit will str_ry transparent abbilden: Von Making-of-Videos über den Projekt-Blog, bis hin zu Twitter-Updates, Feedback und Diskussionen auf Facebook. Über den gesamten Zeitraum der Dokumentation soll das Netzpublikum so mitdiskutieren und entscheiden können, wohin Bröckerhoffs Rechercheweg führt. „Die Unterstützer von st_ry belegen durch ihr Engagement, dass klassisches Fernsehen nicht mehr ausreicht für unsere vernetzte Medienwelt“, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Finanzierung soll über die Crowdfunding-Plattform Startnext laufen.

Bislang war offener Journalismus vor allem im Bereich Crowdsourcing und Datenjournalismus angesiedelt. So schreibt SZ.de-Chefredakteur Stefan Plöchinger im Hintergrundbericht zum Verspätungs-Atlas Zugmonitor: „Offener Journalismus bedeutet für uns, dass wir freie Plattformen im Netz zur Aufbereitung der Daten benutzen.“ Durch Schnittstellen und Hinweise von Bahnreisenden via E-Mail und Twitter werden in einer Live-Karte riesige Datenmengen über die Pünktlichkeit der Bahn gesammelt, die von Nutzern wiederum ausgewertet und weiterverwendet werden können. 

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist das Projekt #ZDFcheck: Mit Hilfe der Onliner will heute.de unter die Lupe nehmen, was Politiker im Wahlkampf 2013 in Interviews, Talkshows, Tweets und Reden behaupten. Dabei arbeitet das ZDF mit Wikimedia Deutschland zusammen. Einige Wikipedianer monierten postwendend, man werde als billige Arbeitskraft missbraucht und in die redaktionelle Arbeit nicht ausreichend einbezogen. Kann die journalistische Unabhängigkeit gesichert werden, wenn Rezipienten Einfluss auf die redaktionelle Arbeit nehmen? Und müssen Hauptberufliche jetzt zunehmend mit „Laienjournalisten“ konkurrieren? Dass das Konzept des offenen Journalismus auch Kritiker auf den Plan rufen kann, ist angesichts der ohnehin angespannten Arbeitsmarktsituation nicht abwegig. Anna-Maria Wagner

Junge Journalistinnen und Journalisten Online-Journalismus Qualität im Journalismus Social Media Die letzten vier Meldungen der DJV-Startseite

Weitere Artikel im DJV-Blog

Charlotte Merz
Charlotte Merz

15.05.2024

Die Richterin und das Grundrecht Pressefreiheit

Mit ihrem resoluten Vorgehen gegen einen ZDF-Reporter offenbart Richterin Charlotte Merz ein fragwürdiges Verhältnis zum Grundrecht der Pressefreiheit.

Mehr
STREIK BEIM WDR
STREIK BEIM WDR

07.05.2024

Gier auf Kosten der Freien

Dass Medienunternehmen in Tarifverhandlungen knauserig sind, ist nicht neu. Dass manche von ihnen erst durch Arbeitskämpfe zu besseren Angeboten zu bewegen sind, auch nicht. Dass aber die Honorare der …

Mehr
RAI
RAI

06.05.2024

Legt die Arbeit nieder

Beim italienischen Fernsehsender RAI wird heute gestreikt. Nicht für mehr Geld oder neue Tarifverträge, sondern gegen die Einmischungen der Regierung in die Programminhalte.

Mehr
ITALIEN
ITALIEN

26.04.2024

Hände weg von der RAI

Die Versuche der politischen Einflussnahme durch die Regierung Meloni auf den Rundfunksender RAI nehmen zu. Anfang Mai soll es deshalb einen Streik geben.

Mehr
MEDIENKRITIK
MEDIENKRITIK

25.04.2024

Til Schweiger überzieht

Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es ni …

Mehr
WDR-RUNDFUNKRAT
WDR-RUNDFUNKRAT

24.04.2024

Zeichen gesetzt

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks fordert von dem Sender rechtliche Schritte, wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Politik nicht zügig beschlossen wird.

Mehr
JOURNALISTEN
JOURNALISTEN

22.04.2024

Wir sind kein Klischee

Warum nur geraten Journalisten im Spielfilm so gnadenlos daneben? Weil die Drehbuchschreiber keine Ahnung vom Journalismus haben? Oder weil sich das Klischee besser verkauft als die Wirklichkeit?

Mehr
URLAUBSENTGELT
URLAUBSENTGELT

19.04.2024

Freie, aufgepasst!

Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurt …

Mehr
TARIFKONFLIKT
TARIFKONFLIKT

17.04.2024

Hoch zu Ross

750 Beschäftigte des Westdeutschen Rundfunks hatten gestern die Nase voll und beteiligten sich am Warnstreik der Gewerkschaften. Bestätigt wurden sie von den Verhandlern der Gegenseite.

Mehr
PROSIEBENSAT.1
PROSIEBENSAT.1

16.04.2024

Berlusconi ante portas

Droht der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 von Hauptaktionär Media for Europe übernommen zu werden? Die Medienaufsicht sollte ihren Blick schärfen.

Mehr
FERNSEHNACHRICHTEN
FERNSEHNACHRICHTEN

15.04.2024

Angekündigte Katastrophe

Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen  …

Mehr
SWMH
SWMH

11.04.2024

Tröpfchen-Kommunikation

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, tut sich schwer mit klaren und umfassenden Fakten zum geplanten Stellenabbau bei der SZ.

Mehr
ÜBERGRIFFE
ÜBERGRIFFE

09.04.2024

Nicht mehr so schlimm?

Laut Reporter ohne Grenzen ist die Zahl der Übergriffe auf Journalisten 2023 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Grund zur Entwarnung? Eher nicht.

Mehr
HÖCKE-INTERVIEWS
HÖCKE-INTERVIEWS

08.04.2024

Mit Präzision begegnen

Wie lassen sich Interviews mit Thüringens AfD-Politiker Björn Höcke führen? Sollten sie überhaupt geführt werden? Damit hat sich die Süddeutsche Zeitung in einem lesenswerten Bericht auseinandergesetz …

Mehr
FÖDERL-SCHMID
FÖDERL-SCHMID

05.04.2024

Hexenjagd geht weiter

Die Universität Salzburg bescheinigt der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten". Sie darf ihren Doktortitel behalten. Das sieht …

Mehr
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST

04.04.2024

Nah am Rand

Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentli …

Mehr
KÖLNER STADT-ANZEIGER
KÖLNER STADT-ANZEIGER

03.04.2024

Vermarkter am Ruder

Die Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers soll der digitalen Produktentwicklung unterstellt werden und angeblich redaktionell unabhängig bleiben. Zweifel sind angebracht.

Mehr
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

28.03.2024

Die Leser sind nicht blöd

Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.

Mehr
VOICES FESTIVAL
VOICES FESTIVAL

27.03.2024

Journalismus trifft Medienkompetenz

Nur wenn Qualitätsjournalismus und Medienkompetenz zusammenspielen, kann eine Zukunft gelingen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, fand DJV-Vorstandsmitglied Ute Korinth in Florenz heraus.

Mehr
TELEGRAM
TELEGRAM

26.03.2024

Schluss mit lustig

Ein spanisches Gericht hat den Messengerdienst Telegram in dem Land abgeschaltet. Grund sind Verstöße gegen das Urheberrecht.

Mehr