MEDIENKRITIK
Til Schweiger überzieht
Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es nicht.
Angst am Filmset, Übergriffe, Alkoholmissbrauch - die Vorwürfe einiger Medien gegen Til Schweiger waren massiv. Veröffentlicht wurden sie vom Spiegel, von t-online und einigen Boulevardmedien. Im Interview mit der Zeit äußerte sich Schweiger jetzt dazu: "Ich habe schon lange meinen Frieden damit gemacht, dass ich von diesen Boulevardmedien als Clickbait benutzt werde. Ich kann es eh nicht verhindern. Ich finde es widerwärtig." Was als Einstimmung auf seine Kritik an den Medien beginnt, endet mit ener Breitseite gegen den Spiegel: "Schließlich glaube ich, der Artikel, ein sogenanntes hit piece, ist mit der vollen Absicht geschrieben worden, meine Karriere für immer zu beenden."
Welch eine Selbstüberschätzung, welch ein Zerrbild von der Arbeit kritischer Journalisten. Als ob in der Redaktionskonferenz der Beschluss fällt: "Jetzt wollen wir mal Til Schweiger versenken." Die Vorwürfe, die ihm in den Berichten gemacht wurden, spielt er im Zeit-Interview herunter: "Es war nicht mal eine Schelle, es war ein Klaps." Und zum Thema Alkoholmissbrauch am Set sagt er: "Außerdem habe ich nicht am Set gesoffen, wie es so oft hieß, ich hatte noch Standgas von der vorherigen Nacht, als ich ans Set kam. Das ist ein Unterschied."
Nur gut, dass in dem Interview nicht nur Journalisten ihr Fett weg kriegen. Deutliche Worte findet Schweiger auch über Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die sich äußerte, ohne erst mit ihm zu telefonieren. Und zu guterletzt nimmt er sich Jan Böhmermann und Oliver Pocher vor: "Die verachte ich." Das wollte die geneigte Leserschaft wahrscheinlich immer schon mal wissen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner