Medienkritik
Ticken die Bauern aus?
Deutschlands Landwirten sind manche Medienberichte zu kritisch und angeblich voreingenommen. Manche von ihnen rücken Journalisten auf die Pelle.
Die Großdemonstration von Landwirten in Berlin vor ein paar Tagen hat offenbar manche Bauern auf den Geschmack gebracht. Sie gehen dazu über, Journalisten offen zu zeigen, was sie von ihren Berichten halten: gar nichts. Angeblich ist die Berichterstattung einseitig, voreingenommen und von Unkenntnis über die Probleme der Landwirte geprägt. Das machen sie aber nicht mit Leserbriefen oder Online-Kommentaren klar, sondern schreiten, oder besser fahren zur Tat. Mit ihren Traktoren "besuchen" sie Journalisten.Den Leserkontakt der anderen Art bekam am 10. November ein Redakteur der Braunschweiger Zeitung zu spüren, vor dessen Haus plötzlich die Bauern aufkreuzten. Vor dem Redaktionsgebäude der taz in Berlin stand eine Schubkarre voll mit Mist. Und auch die Lübecker Nachrichten bekamen Besuch von der Basis. Wie der Norddeutsche Rundfunk.Angeblich soll das Satire und der Versuch des Dialogs sein. Wie witzig das ein Journalist findet, wenn vor seinem Privathaus plötzlich gegen seine Berichterstattung demonstriert wird? Und was noch satirisch ist, wenn die Bauern vom Bayerischen Rundfunk die Absetzung einer Journalistin fordern, deren Geschichten ihnen nicht passen? Wenn die Landwirte ernst genommen werden wollen, sollten sie über ihre Protestformen nachdenken.Ein Kommentar von Hendrik Zörner