Medienkompetenz
Thema ist oben angekommen
Acht Jahre hat es gedauert, bis die Forderung nach Stärkung der Medienkompetenz in der Bundesregierung angekommen ist. Jetzt will sich die Bundesinnenministerin darum kümmern.
Lange vor Querdenkern und Corona-Demos waren Vorurteile gegen Medien und Verschwörungsmythen über Journalisten schon ein Thema. Angefacht wurden sie von den "Lügenpresse"-Schmährufen auf Ostdeutschlands Straßen und Marktplätzen, die mit den Pegida-Demos Fahrt aufnahmen. Die Folge: Meinungsumfragen ergaben immer schlechtere Imagewerte für den Journalismus. Schon 2014 forderten wir deshalb die Politik auf, sich die Stärkung der Medienkompetenz auf die Fahnen zu schreiben. Reaktion? Gleich null.
Anfang 2018 dann eine neue Umfrage, diesmal von Forsa. Gegenüber dem Vorjahr büßten Zeitungen, Radio und Fernsehen jeweils vier Prozentpunkte beim Ansehen ein. Alarmierend waren die Umfrageergebnisse aus Ostdeutschland: Hier vertrauten nur 41 Prozent der Befragten dem Radio, 27 Prozent der Presse und 16 Prozent dem Medium Fernsehen. Wieder lautete die Forderung: Medienkompetenz stärken. Und wieder war die Resonanz Schweigen.
In den Fokus der Politik geriet das Thema erst in der Corona-Pandemie, als Journalisten nicht mehr nur mit Misstrauen, sondern mit offener Feindseligkeit und Gewalt begegnet wurde. Und als Kommunalpolitiker immer öfter bedroht wurden.
Zumindest die neue Bundesinnenministerin scheint das Problem erkannt zu haben. Bei ihrer Vereidigung kündigte sie einen entschiedenen Kampf gegen den Rechtsextremismus an. Gestern schließlich legte sie einen Aktionsplan gegen rechts vor. Die Ankündigung von Nancy Faeser: "Medienkompetenz im Umgang mit Desinformation, Verschwörungsideologien und Radikalisierung stärken." Konkret verspricht sie: "Mit dem Förderprogramm 'Demokratie im Netz' der Bundeszentrale für politische Bildung werden neue und weitergehende Angebote der politischen Bildung geschaffen, die auf die Darstellungs- und Kommunikationslogiken der Plattformen ausgerichtet sind."
Das Thema ist also ganz oben in der Bundespolitik angekommen. Den Worten müssen nun Taten folgen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner