Wetter-Moderatoren
Teeren, federn, rädern, vierteilen
Ginge es nach dem militanten Bodensatz der Gesellschaft, müssten die Überbringer schlechter Wetternachrichten dran glauben. Immer öfter werden sie zu Zielscheiben des Hasses in den Social Media.
Nein, es sind nicht nur Journalistinnen und Journalisten, die ins Visier der Hater im Netz geraten. Es sind auch - man soll es kaum glauben - die Meteorologen und Wettermoderatorinnen und -moderatoren, die mehrmals täglich bei öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern vor der Kamera stehen und das Wettergeschehen erläutern, die vorhersagen, ob es in den nächsten Stunden Sonne oder Regen gibt. Dass sie sich nicht darauf beschränken, sondern auch immer wieder den Zusammenhang von Wetter und Klima schildern, ist ihrer Expertise geschuldet und Teil des Informationsangebots, das die Menschen zu Recht erwarten.
Die Menschen? Nun ja, nicht alle. Denn die Wissenschaftsleugner, die erstmals während der Corona-Pandemie zueinander fanden, haben neue Zielscheiben entdeckt: Lothar Wieler und Christian Drosten wurden abgelöst von Karsten Schwanke (ARD), Özden Terli (ZDF) und Alban Burster (ProSiebenSat.1). Das ARD-Magazin Panorama hat gestern Abend eindrucksvoll geschildert, womit sich die Wettermoderatoren neben Gewittern und Tiefdruckgebieten noch so alles herumschlagen müssen: Es ist eine wachsende Flut von Hasskommentaren, mit der sie zu kämpfen haben. Und als Kampf empfindet Schwanke inzwischen das, was an Zuschauerreaktionen auf ihn zukommt. Terli spricht gar von rassistischen Anfeindungen.
Beispiele listet Tagesschau.de auf: "Warum machen Sie sich zur Marionette der Klimahysteriker?", "Ein weiteres Mietmaul, dem man nicht mehr zuzuhören braucht", "Ein Systemschwätzer ist er, sonst nichts". Das ist nah dran an mittelalterlichen Foltermethoden wie dem Teeren, Federn, Rädern, Vierteilen. Damit kann nicht jeder so kämpferisch umgehen wie ARD-Mann Schwanke. Andere Wetterkollegen von ihm versuchen, in ihren Moderationen jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, um so den nächsten Shitstorm zu verhindern.
Das ist verständlich und schlimm zugleich. Denn wenn das Beispiel Schule macht, haben die Hater gewonnen. Die Schere im Kopf darf nicht die Moderationen bestimmen. Der Klimawandel ist Realität, ob es den Schwurblern passt oder nicht!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner