ARTE
Streik gegen Prekarisierung der Freien
Streik gegen prekäre Arbeitsbedingungen bei ARTE am Mittwoch, 26.05.2021: Die deutschen und französischen Gewerkschaften SNJ, DJV, Ver.di und Unsa und die Gesellschaft der Arte-Journalist*innen (SDJ) rufen zum Streik auf.
In seinen Programmen prangert ARTE gesellschaftliche Missstände weltweit an und tritt für soziale Gerechtigkeit ein. Für das eigene Unternehmen gilt das jedoch nicht. Der interne Umgang mit freien Mitarbeiter*innen widerspricht den nach außen getragenen Werten.
ARTE nimmt seinen freien Mitarbeiter*innen jede Perspektive. Seit Anfang 2020 ist die Arbeitszeit für einen Teil der freien Arte-Mitarbeiter*innen auf maximal 60 Tage im Jahr gedeckelt. Diese willkürliche Regelung bringt viele Freie in finanzielle Not und wird für sie zunehmend zur psychischen Belastung, denn von 60 Arbeitstagen im Jahr kann man nicht leben! Die Regel gilt sowohl für freie Journalist*innen als auch für freie Mitarbeitende in technischen Berufen (Schnitt, Grafik, Kamera, Ton usw.).
Diese Prekarisierung von Teilen des Personals in Redaktion und Produktion gefährdet nicht nur das gute Funktionieren und den Zusammenhalt der gesamten Redaktion, sondern auch die Qualität der Arte-Nachrichten und Online-Inhalte.
Denn sowohl junge und neue als auch langjährige Mitarbeiter*innen sind aufgefordert, die Sendung durch kreative Reportage-Vorschläge zu bereichern. Doch Motivation und Talent führen mit dem 60-Tage-Limit zu nichts mehr, es verhindert, dass sich neue Freie im Lauf der Zeit einen festen Platz in der Redaktion erarbeiten können. Die geforderte Kreativität wird so im Keim erstickt, stattdessen überwiegen Fragen der Existenzsicherung.
Diese Begrenzung wird dazu führen, dass viele von ihnen - und gerade die Engagiertesten und Kreativsten - ARTE gezwungenermaßen schon bald den Rücken kehren werden. Für die ARTE Journal-Redaktion bedeutet das in Zukunft, ständig neue Mitarbeiter*innen einarbeiten zu müssen – nur um sie nach einiger Zeit, nach Erreichen der 60 Tage-Grenze, wieder zu verlieren. Paradox ist auch, dass ARTE digitale Angebote ausbauen und ein jüngeres Publikum für sich gewinnen will, der jungen Generation aber in der eigenen Redaktion keine Zukunft mehr gibt. Mit dieser Regelung schafft die Geschäftsleitung in den kommenden Jahren
eine neue Personalkategorie von beliebig einsetzbaren Einweg-Beschäftigten. Zwischen den humanistischen Werten, für die der Sender steht, und der
internen Praxis tut sich so ein Graben auf.
Die Betroffenen, die Personal- und Gewerkschaftsvertreter*innen und die Gesellschaft der Arte-Journalist*innen (SDJ) haben dagegen wiederholt protestiert und in mehreren Briefen und Gesprächen vor den schwerwiegenden Folgen gewarnt, ohne jedoch eine grundsätzliche Verbesserung der Situation zu erreichen.
Deshalb rufen die Gewerkschaften SNJ, DJV, Ver.di und UNSA und die SDJ alle ARTE-Mitarbeiter*innen für Mittwoch, 26. Mai zum Streik auf und appellieren an die Geschäftsführung: Stoppen Sie diese Prekarisierung, nehmen Sie die Obergrenze von 60 Arbeitstagen zurück!