WDR
Staatsnah oder -fern?
Fehlt es dem Westdeutschen Rundfunk an der notwendigen Distanz zur nordrhein-westfälischen Landesregierung? Diesen Eindruck erweckt der Spiegel in einem Bericht. Der WDR dementiert - aber nur halb.
Angeblich soll der Westdeutsche Rundfunk einen kritischen Beitrag über den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet kurz nach der Sendung offline gestellt haben. Das berichtet der Spiegel in seiner Ausgabe vom 6. Februar. Zu hören war Laschet über die Räumung des Hambacher Forsts. Der Sender dementierte schnell den Eindruck, den der Spiegel-Bericht erweckte. Laschets Aussage habe keinen Newswert mehr besessen.
Was der WDR in seinem Statement nicht erwähnt, wiegt mindestens genauso schwer. Der Spiegel zitierte aus der WDR-internen Programmpost von Programmdirektor Jörg Schönenborn, in der er die Mitarbeiter zu "Multiperspektivität" aufgefordert haben soll. Er habe "Durst nach neuen, anderen Argumenten", wird Schönenborn im Zusammenhang mit der Berichterstattung seines Senders über das Kohlekraftwerk Datteln zitiert.
Nun ist es das gute Recht eines Programmdirektors, journalistische Anforderungen an die Beschäftigten in den Redaktionen zu formulieren. Aber wenn das ausgerechnet bei einem Regierungsprojekt passiert, über das im WDR kritisch berichtet wurde, stellt sich die Frage nach Schönenborns Motivation.
Genau darauf geht der Sender in seinem Spiegel-Dementi mit keiner Zeile ein. Das wäre aber notwendig, um den Eindruck des Kuschelns mit Armin Laschets Landesregierung auszuräumen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner