Frankreich
Staat contra Pressefreiheit
In Frankreich bekommen es gleich vier Journalisten innerhalb einer Woche mit dem Staat zu tun. Der Grund sind investigative Recherchen.
Zwei Jahre sind im Gedächtnis von Journalistinnen und Journalisten, die tagesaktuell arbeiten, eine lange Zeit. Manchmal erinnert man sich schon nicht mehr an die eigenen Geschichten, die vor zwei Jahren entstanden. Sollte es Ariane Lavrilleux auch so gegangen sein, dürfte sie sich jetzt wieder ziemlich gut an ihre zwei Jahre zurückliegende Story über die sogenannten Egypt Papers erinnern. Denn Lavrilleux musste 39 Stunden in Polizeigewahrsam verbringen und die Durchsuchung ihrer Wohnung durch die Polizei über sich ergehen lassen. Der Grund: Die Beamten wollten offenbar erfahren, wer ihr Informant war und welche Interna er ihr zukommen ließ.
Um die Identität von Informanten ging es der französischen Polizei auch, als sie in der gleichen Woche drei Journalisten der Tageszeitung Libération vorlud. Immerhin: Hier blieb es bei der Vorladung. Die drei Journalisten hatten über die tödliche Attacke der Polizei gegen einen jungen Mann berichtet.
So unterschiedlich die Themen der kritischen Berichte, so einheitlich die Vorgehensweise der Behörden: Im Zweifel werden Journalisten hart angefasst in der Hoffnung, dass sie ihre Quellen preisgeben. Deren Schutz ist in Frankreich ähnlich organisiert wie in Deutschland: Mitarbeiter von Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden dürfen sich nicht als Whistleblower betätigen.
Das einzige, was in dem Fall Hoffnung macht, ist der schare Protest von Journalistenverbänden und Zivilgesellschaft gegen das Vorgehen der Polizei: Ein offener Brief und Demonstrationen fanden landesweit Aufmerksamkeit. Denn auch in Frankreich gilt: Die Pressefreiheit muss Vorrang haben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner