Pressefreiheit
Springer verlässt die Türkei
Früher als geplant zieht sich Axel Springer wirtschaftlich aus der Türkei zurück. Konzernchef Mathias Döpfner begründet das mit der herrschenden Presseunfreiheit.
Groß ist das Investment von Axel Springer in der Türkei nicht: Sieben Prozent der Anteile am Privatsender Dogan TV gehören dem Berliner Konzern. Das ist genug, um wirtschaftlich zu profitieren, und zu wenig, um Einfluss auf das Programm auszuüben. Darum, um kritischen und unabhängigen Journalismus, um Pressefreiheit, schien es Springer auch nie zu gehen. Im Mittelpunkt stand der wirtschaftliche Ertrag des Engagements. Wieviel und ob Springer überhaupt Einfluss hätte nehmen können, ist bei dem Mediengiganten Dogan fraglich. Dem türkischen Konzern gehören eine Vielzahl an Zeitungen und mehrere TV-Sender.Ob freiwillig oder auf Druck von oben: Dogan hat im ersten Quartal damit begonnen, den Verkauf sämtlicher Medienaktivitäten an die staatsnahe Mediengruppe Demirören einzuleiten. Das hat Auswirkungen auf Springer. Gestern gab Konzernchef Mathias Döpfner bekannt, den siebenprozentigen Anteil für 160 Millionen Euro an Dogan zu verkaufen. "Das ist ein außerordentlich bedauernswertes Zeichen für den Journalismus in der Türkei", sagte Döpfner.Das darf bezweifelt werden. Die Verfolgung und Inhaftierung unabhängiger Journalisten in der Türkei seit dem gescheiterten Militärputsch fand trotz des Springer-Engagements bei Dogan statt. Wenn sich Springer zurückgezogen hat, kann es für die Journalisten in dem Land nicht noch schlimmer kommen.Ein Kommentar von Hendrik Zörner