Guardian
Spenden für Qualität
Die britische Tageszeitung Guardian verzeichnet Rekordzuwächse bei der Zahlungsbereitschaft der Leser. Statt Paywall setzt das Blatt auf Spenden - und hat mit dem Konzept Erfolg.
Der britische Guardian ist nicht nur eine Tageszeitung, sondern eine Institution. 2013 gehörte Guardian-Journalist Glenn Greenwald zu dem kleinen Team, das zusammen mit NSA-Whistleblower Edward Snowden die Veröffentlichung von dessen Material betrieb. Chefredakteur Alan Rusbridger war es dann, der Festplatten mit Snowden-Material lieber öffentlichkeitswirksam zerstörte, als sie dem britischen Geheimdienst GCHQ auszuhändigen. Später dann war der Guardian zusammen mit einem internationalen Mediennetzwerk an der Enthüllung der Paradise Papers beteiligt.Guter Journalismus also, mit dem sich der Guardian seinen Ruf geschaffen hat. Und vor allem unabhängiger Journalismus, für den er von seinen Lesern hoch geschätzt wird. So hoch, dass sie bereit sind, dafür gerne zu bezahlen. Um 23 Prozent stieg die Zahl der regelmäßigen Unterstützer vom 1. April 2019 bis 31. März 2020 auf 821.000. Mehr als die Hälfte davon, nämlich 446.000, spenden einen Betrag ihrer Wahl oder steuern als Gönner mindestens 100 Pfund pro Monat bei. 39 Prozent mehr Digitalabonnenten und eine um drei Prozent gestiegene Printauflage runden das Bild ab.Den Kollegen des Guardian sei der Erfolg gegönnt. Hierzulande kommt es darauf an, dass deutsche Medien den Leser-Hype aufrecht erhalten, wenn Corona kein Thema mehr ist. Arbeiten wir daran.Ein Kommentar von Hendrik Zörner