Hass, Terror und Sprache
Sensibilität in der Berichterstattung
Wenn es schnell gehen muss, leidet oft als erstes die sprachliche Genauigkeit. So auch wieder passiert bei der Berichterstattung über den furchtbaren Terror-Anschlag in Hanau.
Dann werden leider zum Teil Begriffe synonym benutzt, die bei genauerer Betrachtung doch wichtige Unterschiede aufweisen. Der Journalist Dennis Horn weist in der Diskussion dazu auf Twitter zu Recht noch einmal darauf hin, dass es eben einen wichtigen Unterschied zwischen der Zuschreibung „fremdenfeindlich“ und „rassistisch“, bzw. „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rassismus“ gibt.
Er verlinkt dabei einen Beitrag in der ZEIT vom 26.4.2019, in dem die Journalistin Ferda Ataman das Problem klarmacht: „Wenn wir über Rassismus sprechen, sollten wir das Kind beim Namen nennen und auch 'Rassismus' sagen – 'Fremdenfeindlichkeit' oder 'Ausländerfeindlichkeit' taugen als Synonyme nicht und sind problematische Begriffe.“, denn „Wer 'Rassismus' sagt, benennt das Problem. Wer 'Fremdenfeindlichkeit' sagt, übernimmt die Sicht der Täter.“
So viel Transparenz und Reflektion wie von Froben Homburger, Nachrichtenchef der dpa, ist beispielhaft, wenn er erklärt, wie die Deutsche Presse-Agentur mit diesen Begriffen umgeht.
Problematisch ist auch die Darstellung solcher Täter wie in Hanau als „Verschwörungstheoretiker", „Einzeltäter“ oder „einsame Wölfe“. „Tatsächlich sind diese Täter immer auch Teil einer virtuellen Gemeinschaft und eines größeren ideologischen Rudels“, so der Politikwissenschaftler Florian Hartleb in der FAZ.
Von sich sowieso verbietenden voreiligen Mutmaßungen und vorverurteilenden Zuschreibungen einmal abgesehen, sollte jede*r auch bei aller Eile und Betroffenheit einmal kurz innehalten und sich fragen, ob die eigene Sprache wirklich so präzise und sensibel ist, wie man das von sich selbst eigentlich erwartet.
Ein Kommentar von Paul Eschenhagen