BDZV
Schwache Bindung
Die Mediengruppe NOZ/mh:n, die die Neue Osnabrücker Zeitung herausgibt, verlässt den Verlegerverband BDZV. Das ist schlimm genug. Die wahrscheinlichen Gründe für den Austritt sind noch schlimmer.
Seit Jahrzehnten schon bietet der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) seinen Mitgliedsverlagen die Möglichkeit, ohne Tarifbindung Mitglied zu sein. Statt offensiv für Tarifverträge zu trommeln, die der Verband mit den Gewerkschaften, darunter der DJV, abschließt, guckt er tatenlos zu, wenn Verlage die Tarifbindung einfach abschütteln. Die Folge ist ein tarifpolitischer Flickenteppich in Deutschland, der dazu führt, dass in der einen Stadt Zeitungsjournalisten weniger verdienen und weniger Urlaubsanspruch haben als in der Nachbarstadt.
Im Fall des Verlags NOZ/mh:n reicht nicht mal mehr der Köder "ohne Tarifbindung" aus, um ihn im Verlegerverband zu halten. Wie der Mediendienst turi2 meldet, hat der Verlag jetzt seinen Austritt aus dem BDZV zum Jahresende erklärt. Als mögliche Begründung für den Schritt wird die Verärgerung von Verlagschef Jan Dirk Elstermann, zugleich einer der geschäftsführenden Präsidenten, über den Umgang des BDZV mit Mathias Döpfner angeführt. Elstermann soll eigene Ambitionen auf die Döpfner-Nachfolge gehabt haben, die aber offenbar auf wenig Resonanz stießen.
Der Fall führt drastisch vor Augen, wie gering inzwischen die Bindung mancher Mitgliedsverlage an "ihren" Verband ist. Wenn eine Personalie über Wohl und Wehe von Tarifverträgen entscheidet, hat der BDZV ein Problem, das er lösen muss. In seinem eigenen Interesse, aber auch im Interesse Tausender Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungsverlagen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner