Madsack-Konzern
Schuss nicht gehört
Zeitungen: fatales Signal zur falschen Zeit. Foto: Your Photo Today
Der Medienkonzern Madsack will die Redaktionen von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung zusammenlegen und 30 Stellen streichen. Die AfD in Sachsen dürfte sich freuen.
Von der Horrornachricht waren viele überrascht. Der Madsack-Konzern will eine neue Sachsen-Redaktion schaffen, die für die Sächsische Zeitung in Dresden und die Leipziger Volkszeitung die Inhalte liefert. 170 Vollzeitstellen soll es dort geben. Hört sich eigentlich gewaltig an, doch das von dem Konzern in höchsten Tönen gelobte Konstrukt ist nur ein weiteres Vehikel in der an Dumping-Elementen nicht armen Verlagslandschaft, mit dem ein Medienunternehmen, in diesem Fall Madsack, sparen will.
Wer in der Sachsen-Redaktion arbeiten will, muss sich bewerben. Also wird es keine automatische Überführung der beiden bestehenden Zeitungsredaktionen geben. Wahrscheinlich, aber das ist noch nicht bekannt, wird in der neuen Einheit schlechter bezahlt als in den beiden alten. Fest steht bereits, dass bei der Umstrukturierung 30 Redakteurinnen und Redakteure ihren Abeitsplatz verlieren sollen.
Das ist bitter: für die Betroffenen, weil es in Sachsen neben den beiden Zeitungen nicht viele weitere Titel gibt, bei denen sie unterkommen könnten. Fatal ist die Madsack-Schrumpfkur auch wegen der anstehenden Landtagswahl in Sachsen und der befürchteten Erfolge für die rechtsextreme AfD. Da wo jetzt in verstärktem Maß journalistische Aufklärung nötig ist, um einen aktiven Beitrag gegen Desinformation und rechte Narrative zu leisten, baut Madsack Stellen ab, statt neue zu schaffen. Der DJV Sachsen spricht deshalb von einem fatalen Signal zur falschen Zeit.
Dass bei einem Zeitungsverlag die Kasse stimmen muss, ist unbestritten. Aber kann ein Medienkonzern von der Größe der Firma Madsack eigentlich nur auf die Zahlen gucken? Reicht die intellektuelle Kompetenz der Chefetage nicht aus, um die Konsequenzen eines gravierenden Rechtsrucks im Freistaat für den Journalismus, für die eigenen Medien und letztlich für die Gesellschaft auch nur annähernd zu erahnen? Madsack hat offenbar den Schuss nicht gehört - oder am Abend der Europawahl eine Grillparty gefeiert.
30 Journalistinnen und Journalisten weniger sind 30 Möglichkeiten weniger, für den Fortbestand der Demokratie zu arbeiten. Das, liebes Madsack-Management, ist die Conclusio Ihrer Entscheidung!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner