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Neue Storytelling-Tools

Schöner, interaktiver, nutzwertiger

30.09.2016

Bericht von Harriet Langanke. Das hatte die Raumplanung weise vorbereitet: Während die meisten Praxisthemen bei „Besser Online 2016“ in den Tagungsräumen gut aufgehoben waren, hatten vorausschauende Geister für die „Neuen Storytelling-Tools“ die große Galerie reserviert.

 So konnten rund 70 Interessierte den von Peter Jebsen moderierten Präsentationen von Isabelle Sonnenfeld und Paul Knecht folgen. Sonnenfeld stellte diverse Angebote von Google vor, die das Arbeiten im Journalismus – nicht nur beim Storytelling – vereinfachen sollen. Seit Oktober 2015 leitet sie das so genannte News Lab beim bedeutendsten Suchmaschinenbetreiber, der auch als Sponsor für Besser Online auftrat. Im Google News Lab geht es um drei Bereiche: um Trainings zu Google Tools, um Datenjournalismus mit Google Trends sowie um Programme an der Schnittstelle von Medien und Technologie. Sonnenfeld warb für die kostenfreien Workshops und Tutorials, die Google speziell für Journalistinnen und Journalisten anbietet. Ziel ihres Unternehmens sei es, deren Ansprüche besser kennenzulernen – um dadurch „noch schneller und noch einfacher“ zu werden.Bereits häufig im redaktionellen Alltag anzutreffen: Google Earth. Sonnenfeld illustrierte mit der „Chronologie aus der Vogelperspektive“ des Münchner Merkurs zum Amoklauf von München im Juli, wie das Tool geografische Orientierung für journalistische Formate bietet. Solche – übrigens kostenfreie – Überflieger-Ansichten lassen sich, so Sonnenfeld, in wenigen Minuten erstellen. Die allerdings nicht immer perfekt sind, wie eine Teilnehmerin berichtete. Sie hatte mit Google Earth dokumentieren wollen, welche Supermarkt-Filialen in ihrer Region von der Tengelmann-Fusion betroffen sein würden – allerdings waren die Google-Daten nicht vollständig. Ein weiteres Tool von Google, das häufig und vor allem im Daten-Journalismus genutzt wird, ist Google Trends. Damit lässt sich beobachten, welche Sucheingaben jeweils signifikant populärer werden. Die Redaktionen können dann entscheiden, ob dahinter ein Nachrichtenwert steckt. Beispielhaft nannte Sonnenfeld Ansätze wie: „Was sind die meist gestellten Fragen zu Hillary und Donald?“ Oder „Wann veränderte sich die Darstellung der Kölner Silvesternacht?“ Ob diese Daten manipulierbar sind, kam als Frage aus dem Publikum. Sonnenfeld hält ihr Tool für vergleichsweise wenig anfällig für Manipulationen: „Die Daten basieren auf allen Suchanfragen, sie werden in Echtzeit geliefert, sind direkt und umfassend – das lässt sich schwer manipulieren.“ Den Blick auf die Google-Tools ergänzte Paul Knecht mit seinem noch jungen Produkt Storytile. Erst 2015 gründete er gemeinsam mit Oliver Seidl das Start-up „Storytile“. Aus der Idee für bunte Live-Reportagen entstand ein Tool zum einfachen und schnellen Erstellen von multimedialen Live-Blogs. Der Name Storytile verweist bewusst auf die von Windows gewohnte Darstellungsform mit Kacheln („tiles“).Knecht votiert für viele Bilder beim Storytelling mit Storytile: Menschen bleiben umso länger auf einer Plattform, je mehr Bilder es dort gibt. Um das zu ermöglichen, hat er eine App fürs Smartphone entwickelt. Die verbindet Kamera und Handy, so dass Bilder direkt von der Kamera über das Phone auf die Storytile-Redaktionsplattform hochgeladen werden. Ganz ohne Umweg über einen FTP-Server oder ähnliches.Bei Storytile lassen sich Bilder und Texte einbinden, auch wenn sie von Twitter oder Facebook kommen. Und die Storys, die mit Storytile erzählt werden, bleiben selbst dann online verfügbar, wenn das Storytile-Abo endet oder pausiert. Bei allem Interesse für die neuen Tools diskutierte das Publikum auch kontrovers. So nützlich und einfach die Tools von Google oder Storytile sind: Nicht alle wollen mit Hilfe solcher Apps und Tools zur „eierlegenden Wollmilchsau“ werden, die für immer weniger Honorar immer mehr im Journalismus leisten sollen.

Online-Journalismus

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