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Holger Friedrich

Schöne Freundschaft

13.07.2023

Holger Friedrich: Freundschaftsangebot. Screenshot: DLF

Der Verrat des Verlegers der Berliner Zeitung Holger Friedrich an Ex-BILD-Chef Julian Reichelt ist schlimmer, als bisher bekannt war. Das hat die "Zeit" enthüllt.

Journalismus und Verlagswesen sind keine abgeschotteten Bereiche, in die von außen niemand hineinkommt. Gerade der Journalismus wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder von Quereinsteigern befruchtet und auch intellektuell angereichert.
Gute Voraussetzungen also für Holger Friedrich, der vor einigen Jahren den Berliner Verlag gekauft hat. Unternehmerisches Know-how und Erfolg konnte er vorweisen. Erfahrungen in der Medienbranche hatte er bis dahin nicht. Aber er war interessiert und offen für neue Ideen. Sein Einstieg beim Berliner Verlag hätte eine Erfolgsstory werden können.
Hätte - wurde es aber nicht. Eine Ungeschicklichkeit reihte sich an die andere. Statt innezuhalten und zu lernen, reagierte Friedrich bockig. Bis zuletzt, als er von mehreren Medien als Informantenverräter gebrandmarkt wurde. Den Vorwurf, Informationen von Ex-BILD-Chef Julian Reichelt an Springer verpetzt zu haben, räumte er nicht nur ein, sondern verteidigte sein Vorgehen offensiv. Daran änderte auch die Rüge nichts, die der Deutsche Presserat ihm deshalb erteilte.
Jetzt kam heraus, dass Friedrich dem BILD-Chef freundschaftliche Dienste angeboten hat, nachdem dieser gefeuert worden war. Laut "Zeit" schrieb Friedrich an Reichelt, es sei "wenig fair, wie mit dir umgegangen (...) wird". Das habe er auch seinen Redaktionen mitgeteilt: "Wir treten nicht zu." Und "falls es Momente gibt, in denen du nicht weißt, wen du anrufen sollst oder ein ruhiges Essen und eine gute Flasche Wein brauchst, kannst du dich gerne melden".
Ein schöneres Freundschaftsangebot kann es eigentlich nicht geben, soll man meinen. Aber es war offensichtlich nicht ernst gemeint. Denn im April dieses Jahres kam es so, wie seitdem immer wieder berichtet wurde: Friedrich meldete Springer, dass Reichelt ihm Informationen angeboten habe. Wie mies ist das denn?
Holger Friedrich hat leider immer noch nicht gelernt, dass an Persönlichkeiten im Medienbereich auch moralische Erwartungen gelegt werden. Ein guter Verleger ist nicht nur der erfolgreiche Kaufmann, der die Bilanzen explodieren lässt. Jemand, der erst seine Freundschaftsdienste anbietet und dann blanken Verrat begeht, ist verbrannt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

Informantenschutz Presserat DJV-Blog

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