Journalismus
Schluss mit der Gratis(un)kultur!
Die Verleger klagen über rote Zahlen, weil in Corona-Zeiten die Anzeigenbuchungen wegbrechen. Wie wäre es damit, wenn sie den Journalismus auf ihren Portalen nicht länger verschenken würden?
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) konnte sich vor Begeisterung kaum halten: "Digitale Reichweiten der Zeitungen steigen sprunghaft", war eine Pressemitteilung überschrieben, die der BDZV am 24. März verschickte. Um 34 Prozent sei die Reichweite der Nachrichtenportale gegenüber Ende Januar nach oben geschnellt, hieß es. Andere Erhebungen, etwa von AGOF, bestätigten den Befund des Verlegerverbands. Und auch die Informationssendungen in Fernsehen und Hörfunk registrieren Rekord-Einschaltquoten. Durch Corona ist das Interesse an Journalismus so groß wie seit Langem nicht mehr.
Die wirtschaftlichen Konsequenzen? Große überregionale Titel wie die FAZ oder die Süddeutsche verzeichnen deutliche Zuwächse bei den Digitalabos. Es gibt also diejenigen, die für die Ware Journalismus bereit sind, Geld zu bezahlen. Aber ist das auch nötig? Eindeutig nein. Immer noch sind beträchtliche Teile der redaktionell verantworteten Digitalseiten offen einsehbar. Wer sich informieren will, egal wozu, muss nur ein bisschen surfen und findet genügend journalistische Beiträge, die es wie gewohnt gratis gibt.
Warum eigentlich? Die Medienjournalistoin Ulrike Simon brachte es im Podcast der Medientage Mitteldeutschland auf den Punkt: "Ich habe keinen einzigen Hersteller von Toilettenpapier erlebt, der gesagt hat: Die Nachfrage ist so groß, da verschenken wir das jetzt einfach." Recht hat sie. Vielleicht denken die Verleger mal über ihre Worte nach. Immerhin geht es um Einnahmen.Ein Kommentar von Hendrik Zörner