Social Media
Schlottern Musk und Zuckerberg jetzt?
Pavel Durow, Chef des Messengerdienstes Telegram, sitzt in französischer Untersuchungshaft. Er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht, hieß es.
Jung ist er und milliardenschwer. Pavel Durow, Chef des Messengerdienstes Telegram, lebte bisher nicht schlecht von seinem Netzwerk. Der gebürtige Russe, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte seine IT-Karriere mit dem russischen Netzwerk VKontakte begonnen, das angeblich Putin-kritisch war. Seinen Siegeszug leitete er dann mit Telegram ein, dem angebliche Anonymität der User nachgesagt wird, die es so jedoch nicht gibt.
So wie X unter Elon Musk ist Durows Telegram längst eine Dreckschleuder für alle, die Propaganda, Hass und Häme im Netz abladen wollen. Nach Ansicht französischer Ermittler kommen noch Drogenhandel, Betrug und Kindesmissbrauch hinzu. Sie werfen dem Telegram-Chef vor, nichts oder nur zu wenig gegen die kriminellen Machenschaften mancher User zu unternehmen. Deshalb wurde Durow am Samstagabend auf dem Flughafen Le Bourget festgenommen, als er mit seinem Privatjet gelandet war. Die Telegram-Verantwortlichen sprechen ihren Chef erwartungsgemäß frei: Telegram halte sich an die europäischen Gesetze, und die Moderation der Inhalte auf der Plattform sei "branchenüblich", heißt es. Es sei "absurd", eine Plattform oder ihren Chef "für den Missbrauch dieser Plattform" verantwortlich zu machen.
Das Statement offenbart, dass das Telegram-Management die geltenden Gesetze in Europa nicht kennt. Denn selbstverständlich gibt es eine Haftung der Plattform für die Inhalte, die ihre User verbreiten. Neu ist nur, dass Behörden endlich mal rigoros durchgreifen. Damit machen sie klar, dass sie die Social Media-Kriminalität nicht länger als Kavaliersdelikt durchgehen lassen.
Ob Elon Musk und Mark Zuckerberg seit Samstag schlaflose Nächte verbringen? Das sollten sie. Denn X, Facebook und Instagram sind ebenfalls Tummelplätze von Hass im Netz. Die selbst gesetzten Gemeinschaftsstandards der Netzwerke reichen in der Regel nicht aus, um Missbrauch zu verhindern. Da helfen nur drastischere Maßnahmen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner