Medienkompetenz
Schlimme Ergebnisse
Eine Untersuchung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung bringt erhebliche Wissenslücken über den Journalismus und die Medien ans Licht. Ob das nur in Sachsen so ist?
"Medienkompetenz in Sachsen" ist die 180 Seiten starke Untersuchung überschrieben, die die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung jetzt herausgegeben hat. Das Gute vorweg: Die Digitalisierung ist in der Zivilgesellschaft angekommen. 90 Prozent der Sachsen nutzen das Internet, sehr viele Menschen sind auf Smartphones und Tablets digital unterwegs. Erheblich sind jedoch die Wissenslücken über das Funktionieren von Medien und Journalismus. Viele der Befragten kennen die zentralen Funktionen der Medien wie etwa neutrale Berichterstattung oder Unterhaltung nicht.
Und auch bei den Fragen zum Journalismus wird es problematisch: Dass es ein Recht auf Gegendarstellung gibt, wissen 31 Prozent nicht. Mehr als 30 Prozent sind überzeugt, Medien wollten Meinungen lenken oder politische Einstellungen vertreten. Und nur 43 Prozent glauben, Medien hätten die Aufgabe, die "Mächtigen" kritisch zu beobachten. Das politische Geschehen kontrollieren - diese Funktion gestehen nur 41 Prozent den Medien zu.
Über die Studie berichtete am Montagabend das ZDF in seiner "heute"-Hauptausgabe um 19 Uhr. Für den Beitrag wurden Bürgerinnen und Bürger auf der Straße nach ihrer Einstellung gegenüber Journalismus und Medien interviewt. Hier ging es nicht um Prozentzahlen, sondern um O-Töne. Die hatten es in sich: Von Mainstream-Medien war die Rede, denen man nicht vertrauen könne. Und von den Social Media als einziger Informationsquelle.
Was folgt daraus? Zunächst einmal, dass es wahrscheinlich nicht typisch sächsische Einstellungen sind, die die Studie wiedergibt. Wenn die Untersuchung überhaupt typisch ist, dann wohl für die neuen Länder insgesamt. Denn was soll in Sachsen anders sein als in Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen? Und bei der Frage nach den Kompetenzen ist man ganz schnell beim Stichwort Medienkompetenz, die es unbedingt zu stärken gilt. Zum Beispiel in den Schulen, wo Journalismus und Medien in die Lehrpläne gehören. Oder durch Projekte, wie sie der DJV NRW gestartet hat: "DJV macht Schule" heißt die Reihe, die Journalisten und Schulen zusammenbringt. Was liegt näher, als Praktiker des Journalismus in die Schulen zu schicken, wo sie ihre Arbeit vorstellen und sich den Fragen der Jugendlichen stellen können?
Die sächsische Untersuchung zeigt, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner