70 Jahre Deutsche Welle
Schatten über dem Jubiläum
Heute wird in Berlin das 70-jährige Bestehen der Deutschen Welle gefeiert. Die Beschäftigten sind jedoch nicht in Feierlaune. Über dem Jubiläum schweben die Sparpläne des Intendanten wie ein dunkler Schatten.
In staatsmännischer Pose mit einem dezenten Lächeln im Gesicht: So wird sich Peter Limbourg heute im Bundestag präsentieren. Der Anlass ist eine Feierstunde, zu der Limbourg eingeladen hat: 70 Jahre Deutsche Welle. Der Sender hat allen Grund, auf sich stolz zu sein, bietet er doch unabhängigen und kritischen Journalismus weltweit in seinen Programmen an. Das ist vor allem das Verdienst der Journalistinnen und Journalisten, die für die DW tätig sind.
Doch sie haben heute keinen Grund zu feiern, schwebt doch die Ankündigung von Limbourg, zum Jahresende ein massives Sparprogramm umzusetzen, wie ein dunkler Schatten über ihnen. 100 Planstellen sollen abgebaut werden, die meisten davon in Berlin. Bis zu 300 Kolleginnen und Kollegen wären davon betroffen. Deshalb demonstrieren sie heute vor dem Brandenburger Tor. Die Beschäftigten der Deutschen Welle werden ab 14 Uhr in einem Fahrradkorso vom Redaktionsgebäude in der Voltastraße zum Brandenburger Tor fahren. Dort findet von 15 bis 16 Uhr eine Kundgebung statt. An ihr nehmen auch DW'ler aus Bonn teil, die dafür extra anreisen.
Dass sie das tun, ist gut und richtig. Genauso gut wäre es, wenn ihr Intendant das Zusammentreffen mit hochrangigen Vertretern der Bundespolitik bei der Feierstunde nutzen würde, mehr Finanzmittel für seinen Sender einzufordern, damit es nicht zu dem verheerenden Sparprogramm kommt. Dafür müsste Peter Limbourg aber seine vornehme Zurückhaltung aufgeben. Ob ihm das gelingt?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner