Ukraine
Reporter arbeiten nicht als Spitzel
Eine dänische Fernsehjournalistin verliert ihre Akkreditierung durch den ukrainischen Geheimdienst, weil sie angeblich russlandfreundlich berichte. Um die Zulassung zurück zu bekommen, soll sie geheimdienstfreundlich berichten. Das geht zu weit.
Matilde Kimer ist eine erfahrene Fernsehjournalistin. Für das dänische Fernsehen DR berichtet sie aus dem Kriegsgebiet. Das ging bisher immer gut. Aber jetzt geriet sie ins Visier des ukrainischen Geheimdienstes wegen angeblich russlandfreundlicher Berichterstattung. Ihr wurde deshalb die Akkreditierung entzogen. Den Vorwurf weist die Kollegin weit von sich. Und auch ihr Sender und dänische Kollegen springen ihr bei. Sie weisen darauf hin, dass Matilde Kimer erst im vergangenen Jahr aus Russland ausgewiesen wurde. So russenfreundlich kann sie also nicht sein. Und volle Solidarität auch von der Europäischen Journalisten-Föderation (EFJ).
Um wieder akkreditiert zu werden, versuchte die Kollegin, den ukrainischen Geheimdienst von ihrer journalistischen Unabhängigkeit zu überzeugen. Und der ließ daraufhin wissen, sich das noch mal zu überlegen, wenn sie sich bereit erklärte, "gute Geschichten" über die Ukraine zu schreiben. Gleichzeitig muss sie das Material verwenden, das ihr der Sicherheitsdienst zur Verfügung stellt. Für Matilde Kimer sind das Bedingungen, die sie keinesfalls annehmen wird. Klare Haltung, gute Entscheidung!
Journalisten sind keine Spitzel und keine Helfershelfer von Geheimdiensten, auch nicht vom ukrainischen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner