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Funke

Mit Zitronen gehandelt

21.11.2022

Die Funke-Mediengruppe will endgültig aus dem Verlegerverband austreten. Der Schuss kann nach hinten losgehen.

Mathias Döpfner war vor einigen Monaten noch massiv kritisiert worden für seinen Umgang mit der Affäre um den Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt. Der Springer-Vorstandschef hatte es an der nötigen Sensibilität mangeln lassen, als zuerst konzernintern, dann öffentlich bekannt wurde, dass Reichelt womöglich Privates und Berufliches allzu eng miteinander vermischt hatte. Döpfner hielt noch an Reichelt fest, als es eigentlich nichts mehr festzuhalten gab.
Sein Versagen als Springer-Chef rückte Döpfners Rolle als Präsident des Verlegerverbands BDZV in den Fokus. Dort waren seine Äußerungen über Journalisten in der Ära Merkel als Erfüllungsgehilfen einer DDR 2.0 unvergessen. Die Affäre Reichelt war der Kick zuviel. Doch statt Döpfner zu feuern, spielte der BDZV auf Zeit. Das stieß Funke-Verlegerin Julia Becker sauer auf. Sie forderte Reformen an der Verbandsspitze. Der Versuch, die Kritikerin durch einen Posten einzubinden, scheiterte. Funke drohte mit dem Austritt aus dem Verband. Obwohl Mathias Döpfner bald als BDZV-Präsident abgelöst wird, macht Funke jetzt Ernst: Zum Jahresende, so heißt es aus Essen, ist Schluss.
Die Entscheidung ist nicht nur ein Affront gegen den DJV, der erst wenige Tage vorher den Verbleib von Funke in der Tarifbindung gefordert hatte. Es ist auch eine Ohrfeige ins Gesicht der Beschäftigten, die künftig für einen tariflosen Arbeitgeber wirken. Dass das kein Dauerzustand sein kann, liegt auf der Hand. Die Folge werden Haustarifverhandlungen sein. Ob die für Funke einfacher sind als die Tarifverhandlungen mit dem BDZV für alle Verlage, sei dahingestellt. Denn dann haben es die Verlagsmanager womöglich mit einer Belegschaft zu tun, die mit Nachdruck die Durchsetzung ihrer Tarifforderungen verlangt.
Wenn das so kommt, hat Funke mit Zitronen gehandelt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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