Frankfurter Rundschau
Rausschmiss statt ordentlicher Gehälter
Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Warnstreik bei der Frankfurter Rundschau wurden drei junge JournalistInnen gefeuert. Sie hatten nicht einmal am Warnstreik teilgenommen.
Nun zeigt das Management der Frankfurter Rundschau sein wahres Gesicht. Tarifverträge sind eine rote Linie, wer diese auch nur antastet, der wird geschasst. Nachdem die Tarifverhandlungen von der Geschäftsleitung abgebrochen wurden, wollten die Beschäftigten Druck ausüben. Warnstreik. Die Konsequenz: Drei junge Mitarbeiter, alle noch in der Probezeit, erhalten ihre Kündigung. Ein digitaler Teil der FR wird eingestellt. Andere Kolleginnen und Kollegen bekommen einen Auflösungsvertrag auf den Tisch gelegt. Wer streikt, fliegt, jedenfalls einige davon sollen gehen müssen. Das ist das demokratische Verständnis des Geschäftsführers Dr. Max Rempel und der Verleger im Hintergrund.
Die FR gehört zu einem Großteil zur Ippen-Gruppe. Und da scheint sich keiner zu schämen, das Grundrecht auf Streik derart mit Füßen zu treten. Seht her, wir bestimmen hier und wer nicht spurt, muss gehen! Die Beschäftigten, allesamt gute Journalisten und Journalistinnen, denen ihre Zeitung am Herzen liegt, die draußen, auch nach dem Willen der Geschäftsführung und der Verleger, harte Interviews führen, sich von keinem Politiker oder Geschäftsmann an der Nase herumführen lassen sollen, die sollen im eigenen Laden kuschen. Kuschen vor intransparenten Gehältern, die im Rhein-Main-Gebiet kaum Möglichkeit zum anständigen Leben lassen. Kuschen, weil die Führungsetage keinen Tarifvertrag will.
Alle preisen den Qualitätsjournalismus, kaum ein Verleger, der nicht sein Loblied darauf singt. Wenn es aber um eine gerechte und angemessene Bezahlung geht, dann verstummen die hohen Lieder in den Kehlen der Verantwortlichen. Man will nicht mal den Beschäftigten genau erklären, warum die Lage so prekär, die Renditen so schlecht sind. Vielleicht sind sie es ja auch gar nicht. Mit Gewerkschaften will man nichts zu tun haben, Tarifverträge sind rote Linie. Und dabei ist der FR auch schon vor dem Warnstreik der eine oder die andere weggegangen, zu einem Blatt, welches noch ordentlich bezahlt, denn komischerweise gibt es diese tatsächlich auch noch! Warum gehen die anderen nicht? Weil sie sich mit der FR identifizieren, weil sie Herzblut in die Arbeit für die FR stecken.
Wer so agiert, wer seine Beschäftigten abstraft, weil sie nicht gehorchen, nicht kuschen im eigenen Laden, darf sich nicht wundern, wenn die FR immer weiter sinkt, in der Gunst der Abonnenten, die keine Zeitung von Kuschern wollen. Sie wollen ordentlichen Journalismus, der ordentlich honoriert wird. Ansonsten wird die FR in die Bedeutungslosigkeit abrutschen. Und daran ist nicht der Warnstreik schuld.