X
Ran an den Speck
Elon Musk denkt laut über Nutzungsgebühren für X, ehemals Twitter, nach. Seine Begründung: So sollen Bot-Armeen bekämpft werden.
Dass sein Twitter-Engagement ökonomisch irrsinnig war, wurde Elon Musk schon kurz nach der Übernahme entgegengehalten. Zwar hat er nach amerikanischem Hire & Fire-Prinzip unzählige Beschäftigte von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt, aber die eingesparten Personalkosten konnten offenbar die gravierenden Einbußen im Werbegeschäft nicht wettmachen. Das Minus wurde nur weiter vergrößert - auch durch so fragwürdige Entscheidungen wie die Entschärfung der Filter. Die Folge: Immer mehr Extremisten und Bots tummeln sich in dem Kurznachrichtendienst, vernünftige Diskussionen oder der Austausch von Meinungen sind faktisch nicht mehr möglich.
Erst jetzt, Monate nach der zunehmenden Radikalisierung des Dienstes, gesteht Elon Musk ein, dass X ein Problem mit Bots hat. Das tut er im Zusammenhang mit der Ankündigung, X bezahlpflichtig zu machen. Ein kleiner monatlicher Beitrag, so sagte er im Gespräch mit dem israelischen Premier Benjamin Netanyahu, würde die "großen Armeen aus Bots" unrentabel machen.
"Große Armeen"? Dass der X-Eigentümer endlich das einräumt, was Millionen von Twitter-Nutzern seit Monaten feststellen und kritisieren, ist immerhin ein Fortschritt. Dass er daraus ein Geschäft machen will, ist gelebter Kapitalismus. Ob es ihm gelingt? Wer weiß. Offen ist, wie groß die Bereitschaft ist, für X Geld zu bezahlen. Der Dienst ist immerhin schon so heruntergekommen, dass sich der Vergleich mit einer Abwrackprämie aufdrängt. Und für die kommt niemand gern auf.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner