Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

DJV-Thementag

Quo vadis öffentlich-rechtlicher Rundfunk?

28.01.2021

Referent*innen und Moderator*innen. Screenshot: Zoom

Sparen, streichen, aufschieben, umstrukturieren, sogar die Kündigung von Tarifverträgen: Für die Rundfunksender geht es im Moment an die Substanz. Die ersten Konsequenzen aus der nicht erfolgten Erhöhung des Rundfunkbeitrags sind deutlich spürbar. Darüber und vor allem wie es in Zukunft weitergehen kann wurde beim ersten DJV-Thementag diskutiert.

Für die Diskussion eingeladen waren neben den Mitgliedern des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Yvette Gerner, die Intendantin von Radio Bremen und Dr. Heinz Fischer-Heidlberger, der Vorsitzende der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF). Letzterer machte mit seinem Impulsvortrag den Anfang, in dem er die Wichtigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Arbeit der KEF betonte, auch nach dem Eklat rund um die Verweigerungshaltung der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt „Wir brauchen die KEF immer noch. Daran wird auch das Bundesverfassungsgericht festhalten. Die Politik soll keinen Hebel kriegen, über die Finanzierung ins Programm hineinzuwirken. Das Verfahren ist klar definiert“, so Fischer-Heidlberger.

Bis Jahresende könnten die Sender trotz des ausbleibenden Geldes wohl noch durchhalten, beispielsweise mit Verzögerungen, prognostizierte der KEF-Vorsitzende. „Aber danach geht es natürlich dann massiv ans Programm.“ Dann würden wegen der blockierten Rundfunkbeitragserhöhung wohl erhebliche Einschnitte drohen. Trotz der Folgen der Corona-Pandemie halte die KEF an ihrer Empfehlung eine Erhöhung um 86 Cent fest. Das sei „notwendig, aber auch ausreichend“, damit die Sender ihren Auftrag erfüllen könnten. Er zeigte sich überzeugt, das Bundesverfassungsgericht werde relativ schnell eine Entscheidung treffen.

Yvette Gerner beleuchtete die Situation der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender aus praktischer Perspektive. Die Intendantin von Radio Bremen bekommt die unmittelbaren Auswirkungen der ausgebliebenen Erhöhung des Rundfunkbeitrags täglich zu spüren. Man müsse zwar noch nicht am Regelprogramm sparen, aber beispielsweise Innovationen und neue Ideen hinten anstellen. Jeden Monat fehlten Radio Bremen derzeit an die 800.000 Euro. Von einer Diskussion um Zusammenlegungen von Rundfunkanstalten wie sie zuletzt wieder aufgekommen war, hält Gerner aber nichts: „Radio Bremen und NDR arbeiten schon unglaublich gut zusammen", erklärte sie. "Wir sind auf Kooperationen getrimmt.“

Die anwesenden DJV-Mitglieder nahmen die Gelegenheit, den beiden Referent*innen Fragen zu stellen gern an, sodass sich im Anschluss an die kurzen Vorträge eine interessante Diskussion entspann, die auch von Nicht-Mitgliedern im Livestream verfolgt werden konnte. Insgesamt war der erste DJV-Thementag ein gelungener Auftakt zu dieser digitalen Veranstaltungsreihe. Der nächste DJV-Thementag zur Medienpolitik findet am 24. Februar statt.

Ein Kommentar von Paul Eschenhagen

DJV-Blog

Weitere Artikel im DJV-Blog

Charlotte Merz
Charlotte Merz

15.05.2024

Die Richterin und das Grundrecht Pressefreiheit

Mit ihrem resoluten Vorgehen gegen einen ZDF-Reporter offenbart Richterin Charlotte Merz ein fragwürdiges Verhältnis zum Grundrecht der Pressefreiheit.

Mehr
STREIK BEIM WDR
STREIK BEIM WDR

07.05.2024

Gier auf Kosten der Freien

Dass Medienunternehmen in Tarifverhandlungen knauserig sind, ist nicht neu. Dass manche von ihnen erst durch Arbeitskämpfe zu besseren Angeboten zu bewegen sind, auch nicht. Dass aber die Honorare der …

Mehr
RAI
RAI

06.05.2024

Legt die Arbeit nieder

Beim italienischen Fernsehsender RAI wird heute gestreikt. Nicht für mehr Geld oder neue Tarifverträge, sondern gegen die Einmischungen der Regierung in die Programminhalte.

Mehr
ITALIEN
ITALIEN

26.04.2024

Hände weg von der RAI

Die Versuche der politischen Einflussnahme durch die Regierung Meloni auf den Rundfunksender RAI nehmen zu. Anfang Mai soll es deshalb einen Streik geben.

Mehr
MEDIENKRITIK
MEDIENKRITIK

25.04.2024

Til Schweiger überzieht

Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es ni …

Mehr
WDR-RUNDFUNKRAT
WDR-RUNDFUNKRAT

24.04.2024

Zeichen gesetzt

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks fordert von dem Sender rechtliche Schritte, wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Politik nicht zügig beschlossen wird.

Mehr
JOURNALISTEN
JOURNALISTEN

22.04.2024

Wir sind kein Klischee

Warum nur geraten Journalisten im Spielfilm so gnadenlos daneben? Weil die Drehbuchschreiber keine Ahnung vom Journalismus haben? Oder weil sich das Klischee besser verkauft als die Wirklichkeit?

Mehr
URLAUBSENTGELT
URLAUBSENTGELT

19.04.2024

Freie, aufgepasst!

Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurt …

Mehr
TARIFKONFLIKT
TARIFKONFLIKT

17.04.2024

Hoch zu Ross

750 Beschäftigte des Westdeutschen Rundfunks hatten gestern die Nase voll und beteiligten sich am Warnstreik der Gewerkschaften. Bestätigt wurden sie von den Verhandlern der Gegenseite.

Mehr
PROSIEBENSAT.1
PROSIEBENSAT.1

16.04.2024

Berlusconi ante portas

Droht der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 von Hauptaktionär Media for Europe übernommen zu werden? Die Medienaufsicht sollte ihren Blick schärfen.

Mehr
FERNSEHNACHRICHTEN
FERNSEHNACHRICHTEN

15.04.2024

Angekündigte Katastrophe

Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen  …

Mehr
SWMH
SWMH

11.04.2024

Tröpfchen-Kommunikation

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, tut sich schwer mit klaren und umfassenden Fakten zum geplanten Stellenabbau bei der SZ.

Mehr
ÜBERGRIFFE
ÜBERGRIFFE

09.04.2024

Nicht mehr so schlimm?

Laut Reporter ohne Grenzen ist die Zahl der Übergriffe auf Journalisten 2023 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Grund zur Entwarnung? Eher nicht.

Mehr
HÖCKE-INTERVIEWS
HÖCKE-INTERVIEWS

08.04.2024

Mit Präzision begegnen

Wie lassen sich Interviews mit Thüringens AfD-Politiker Björn Höcke führen? Sollten sie überhaupt geführt werden? Damit hat sich die Süddeutsche Zeitung in einem lesenswerten Bericht auseinandergesetz …

Mehr
FÖDERL-SCHMID
FÖDERL-SCHMID

05.04.2024

Hexenjagd geht weiter

Die Universität Salzburg bescheinigt der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten". Sie darf ihren Doktortitel behalten. Das sieht …

Mehr
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST

04.04.2024

Nah am Rand

Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentli …

Mehr
KÖLNER STADT-ANZEIGER
KÖLNER STADT-ANZEIGER

03.04.2024

Vermarkter am Ruder

Die Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers soll der digitalen Produktentwicklung unterstellt werden und angeblich redaktionell unabhängig bleiben. Zweifel sind angebracht.

Mehr
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

28.03.2024

Die Leser sind nicht blöd

Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.

Mehr
VOICES FESTIVAL
VOICES FESTIVAL

27.03.2024

Journalismus trifft Medienkompetenz

Nur wenn Qualitätsjournalismus und Medienkompetenz zusammenspielen, kann eine Zukunft gelingen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, fand DJV-Vorstandsmitglied Ute Korinth in Florenz heraus.

Mehr
TELEGRAM
TELEGRAM

26.03.2024

Schluss mit lustig

Ein spanisches Gericht hat den Messengerdienst Telegram in dem Land abgeschaltet. Grund sind Verstöße gegen das Urheberrecht.

Mehr