Propagandisten
Querdenker machen sich zu Putins Helfern
Impfgegner, Querdenker und Coronaleugner haben in Telegram-Kanälen angekündigt, unter anderem in Frankfurt vor Medienhäusern demonstrieren zu wollen.
Ihr Vorwurf: Medien seien durch "selektive, unausgewogene und haltungsgeprägte Berichterstattung" Hauptverantwortliche einer angeblichen "Grundrechtskrise". Mit diesen Argumenten machen sich die Verschwörungsgläubigen zu willigen Helfern von pressefeindlichen Autokraten und Diktatoren, etwa Putin. Moskau versucht schon länger, durch hybride Kriegsführung das Vertrauen der Menschen im Westen in die Leistungsfähigkeit pluraler Gesellschaften zu erschüttern. Und tatsächlich finden sich mit Querdenkern und Co willfährige Unterstützer, die dieses Vorhaben in Deutschland voranbringen wollen. In Frankfurt etwa wollen die Demonstrierenden Redaktionen ausdrücklich "besuchen", etwa von Bild, Handelsblatt und Süddeutscher Zeitung. Hintergrund ist die Debatte um eine Corona-Impfpflicht, mit Druck auf die Medien meinen Querdenker und andere Gruppen Einfluss auf das Ergebnis nehmen zu können.
Doch es ist ein Hohn: Während die Demonstrierenden ja frei und ohne Angst sagen können, dass sie nicht an Meinungsfreiheit glauben und die Presse angeblich nicht frei berichte, werden frei berichtende Medien in Russland gnadenlos mundtot gemacht, kritische Journalist:innen landen im Knast.
Um so perfider ist die Vorgehensweise der Demonstrierenden: Indem sie Redaktionen "Besuche" abstatten wollen, versuchen sie wie schon zuvor, Kolleg:innen einzuschüchtern. Wie ekelhaft: Mit Zwang seine eigene Meinung durchsetzen wollen, soll angeblich demokratisch sein? Natürlich müssen Querdenker, Coronaleugner und Veschwörungsgläubige wissen, dass sie keinen Erfolg haben werden. Journalist:innen werden sich auch heute nicht einschüchtern lassen. Im Gegenteil: Durch ihre tägliche Arbeit zeigen sie doch, wie wichtig es ist, dass es unabhängigen Journalismus gibt. Die Menschen hier sind nicht auf die Lügen der Staatspropaganda wie in Russland angewiesen, sie können sich ein eigenes Bild machen. Ja, sie dürfen sich auch, wie manche Verschwörungsgläubige, ein schräges und schiefes Bild machen - das hält unsere Gesellschaft aus. Aber Journalist:innen bedrohen, unter Druck setzen, das geht zu weit. Der DJV steht an der Seite aller Kolleg:innen, mit Rat und Tat.
Ein Kommentar von Mika Beuster